25.09.2014

robert seethaler: der trafikant

nachdem sich die wirtschaftlichen verhältnisse zuhause bei seiner mutter geändert haben, geht franz vom land nach wien, wo er bei einem trafikanten als lehrling unterkommt. hier tut sich eine ganz neue welt für ihn auf, er lernt nicht nur seine erste grosse liebe, eine böhmische tänzerin, sondern auch sigmund freud kennen, der kunde in der trafik ist. dies alles in der zeit der machtübernahme der nationalsozialisten und der annexion oesterreichs durch das dritte reich. so geraten alle in den wirbel dieser unruhigen zeit und ihre wege trennen sich.
eine erzählung, die aufzeigt, was den menschen in der zeit widerfährt und wie sie damit umgehen. aus der sicht von franz, dem einfachen aber aufrechten landbuben, der intuitiv handelt und sich dabei selbst in schwierigkeiten bringt, wird uns der beginn dieser unseligen zeit vermittelt. spannend und schön, berührend und stimmungsvoll ist dieser roman.

15.09.2014

ismail kadare: chronik in stein

gjirokastra im süden albaniens wird während des zweiten weltkrieges wechselweise von italien und griechenland und dann von deutschland besetzt. bis hierher besitzt diese gesellschaft eine intakte sozialstruktur in der jeder mensch seinen platz hat. die jahrhundertealten traditionen und bräuche gehen jetzt aber verloren, moralische begriffe und wertehaltungen verlieren ihre bedeutung. was die fremden besatzungen nicht verändert haben, droht letztlich in der nachkriegszeit im sozialismus zu verschwinden.
aus der sicht des kindes werden uns diese unumkehrbaren veränderungen, der untergang einer epoche, erzählt. die anfänglich unbeschwerte und behütete kindheit endet jäh. angst, ungewissheit und schrecken bestimmen immer mehr das kindliche dasein. die oft poetisch-subtile erzählung ergreift einen beim lesen stark.