26.07.2022

dror mishani: vertrauen

ein zu früh geborener säugling wird vor einer klinik aufgefunden und am gleichen tag verschwindet ein tourist auf unerklärliche weise aus einem hotel, wo er sein gepäck zurücklässt. bei avi avraham, einem inspektor der örtlichen kriminalpolizei in tel aviv landen die beiden fälle zur bearbeitung, was ihn in abenteuerliche und komplizierte ermittlungen führt, auf die er eigentlich zunächst gar keine lust hat.
die detailliert und faszinierend beschriebenen figuren und geschehnisse aus dem israelischen alltag und die beruflichen zweifel des inspektors, lassen die geschichte über einen gängigen kriminalroman hinausgehen. zum ende werden die beiden fälle auf eine emotionale weise zusammengeführt, mit der eine wichtige botschaft über das schwierige zusammenleben in israel vermittelt wird. aber nicht alleine deshalb lohnt es sich, das buch zu lesen.

08.07.2022

usama al shahmani: im fallen lernt die feder fliegen

noshe und aida, zwei mädchen aus einer irakischen flüchtlingsfamilie, wachsen in der schweiz auf. nach jahren beschliessen ihre eltern die rückkehr, die jugendlichen müssen ihre freunde zurücklassen. im irak sehen sie sich einer zukunft gegenüber, die nicht die ihre sein kann. als noshe verheiratet werden soll, beschliessen sie die flucht und kehren zurück in die schweiz, wo sie alles andere als willkommen sind. der erneute flüchtlingsstatus bringt viel unsicherheit in ihr leben.
in einer subtilen, klaren sprache beschreibt der autor sehr konkret, wie die beiden unterschiedlichen kulturen einen einfluss auf die beziehungen innerhalb der familie haben. aus unterschiedlichen perspektiven vermittelt er einen einblick in den alltag von menschen, die nicht freiwillig zuwandern. er berichtet davon, wie schwer es ist in einem fremden land fuss zu fassen und wie beinahe unausweichlich die eltern ihre kinder an eine andere kulturelle gegebenheit mit deren werte verlieren. umgekehrt hält er auch uns, den hier lebenden, den spiegel vor und zeigt uns damit unseren umgang mit fremden. bei aller vielschichtigkeit des themas ist der text leicht zu lesen, fasziniert mit seiner sensibilität und versöhnlichkeit und wird damit zu einem ganz besonderen stück flüchtlingsliteratur.