26.12.2023

florian illies: zauber der stille

wer kennt nicht das bild «kreidefelsen auf rügen» von caspar david friedrich? viel mehr über den künstler erfährt man in diesem buch. in vielen kurzen texten zeichnet der autor das leben und schaffen des malers nach und lässt so ein gesamtbild dieses stillen, etwas menschenscheuen künstlers, seiner familie und seiner zeit entstehen. darüber hinaus geht er dem schicksal der vielen werke nach. viele von ihnen werden von reichen adeligen oder monarchen gekauft und werden weitervererbt. etliche verschwinden, tauchen wieder auf oder hängen bis zu ihrer wiederentdeckung jahrzehntelang unerkannt in irgendwelchen stuben. etliche werden in kriegswirren zerstört, einzelne zeitweise andern malern zugeschrieben, denn signiert hat caspar david friedrich seine werke nicht. die unterschiedlichen interpretationen durch kunstsachverständige werden ebenso beleuchtet, wie der versuch der nationalsozialisten und der sozialisten, ihn für ihre sache zu vereinnahmen.
das buch ist eine faszinierende art, sich auf eine ganz andere weise einer biografie zu nähern und eine vergangene zeit auferstehen zu lassen. eine echte weiterbildung, die zugleich leicht, spannend und interessant zu lesen ist, ohne auch nur einen moment langweilig zu sein.

23.12.2023

donna leon: himmlische juwelen

als die historikerin caterina pellegrini das angebot erhält, bei einer venezianischen stiftung sich zweier geheimnisvollen truhen, dem nachlass des komponisten und kirchenmanns agostino steffani, anzunehmen, freut sie sich wieder in ihrer heimatstadt arbeit zu finden. die nachkommen steffanis, zwei sich nicht vertrauende cousins, erwarten ein grosses erbe, doch zunächst finden sich nur viele bündel wenig bedeutender papiere. als caterina aber auf einen doppelten boden in der einen truhe stösst, steigt die spannung: der wirkliche schatz wird gehoben.
wem die krimis mit commissario brunetti vertraut sind, trifft hier auf eine etwas andere donna leon. etwas weniger spannend, aber immer noch süffig zu lesen, folgt sie der historisch belegten figur des wenig bekannten komponisten steffani auf eine interessante und vielschichtige weise. das lokalkolorit von venedig – immer noch präsent – tritt jedoch etwas in den hintergrund. weiterhin stark sind die gesellschafts- und kirchenkritischen elemente, die diesen zeitweise etwas unübersichtlichen roman durchziehen. aber ein lesenswertes buch, weil es eine andere facette der autorin zeigt.