23.11.2011

serena vitale: puschkins knopf

der berühmte russische dichter alexander puschkin kam mit 37 jahren tragisch ums leben. er starb zwei tage nach einem duell, bei dem er einen bauchschuss erlitt. herausgefordert hatte er – trotz den zahlreichen versuchen seiner freunde, ihn davon abzuhalten – einen jungen französischen lebemann, der natalja puschkina ungebührlich den hof machte. die umstände, wie es zu der damals schon verbotenen tat kam, sind nie ganz geklärt worden. dies alles geschieht vor dem hintergrund des gesellschaftlichen lebens in st. petersburg im frühen 19. jahrhunderts, also zur regierungszeit des zaren nikolaus I.
der roman fusst auf historischen gegebenheiten, die mit unzähligen briefen und akten aus verschiedenen quellen teilweise belegt sind. die autorin lässt mithilfe von vielen zitaten und transkiptionen von dokumenten diese zeit auferstehen und vermittelt einen tiefen einblick in das leben des adels und der reichen. das arme volk spielt kaum eine rolle, kommt lediglich einmal beim abschied von der leiche puschkins vor. die soziale ungerechtigkeit lässt sich nur erahnen, die oktoberrevolution liegt noch beinahe hundert jahre in der zukunft.
das buch ist nicht immer ganz spannend und manchmal auch etwas schwierig zu lesen. es erfordert ruhe und konzentration um die zusammenhänge zu verstehen und den faden nicht zu verlieren. es ist aber ein geschichtsbuch der ganz besonderen sorte.

06.11.2011

henning mankell: tiefe

das wohlgeordnete leben eines marineoffiziers, die privilegien des militärs und die etwas langweilige, mässig glückliche ehe mit einer frau aus reicherer familie; all das kommt ins wanken, als er im einsatz als seevermessungsingenieur, die auf einer schäreninsel allein lebende sara fredrika kennenlernt und sich in sie verliebt. was mit ein paar notlügen und unwahrheiten beginnt wird eine komplexe beziehungsgeschichte. als er einen anderen mann bei sara fredrika – einen desertierten deutschen soldaten entdeckt erwacht seine eifersucht. er schreckt vor gewalt und selbst vor mord nicht zurück. als seine misstrauisch gewordene ehefrau selbst auf der schäreninsel erscheint, die beiden frauen sich gegenüberstehen und all die lügen auffliegen, gibt es für ihn keinen ausweg mehr.
spannend von der ersten bis zur letzten seite entrollt sich ein tiefer einblick in abgründe der menschlichen seele. die kälte des nordischen winters erscheint als symbol für die kälte des handelns des marineoffiziers. direkte und unverschnörkelte dialoge lassen die handlung eindringlich erscheinen. in der von henning mankell gewohnten spannenden und virtuosen weise erzählt, lässt einen dieses buch kaum los.