22.07.2014

jeremias gotthelf: geld und geist

auf dem gut bestellten bauernhof in liebiwil beginnt eine schwierige zeit. der bauer christen wird immer mehr von geiz und habgier beherrscht, während seine frau aenneli jeder armen nachbarin, jedem bettler etwas gibt. das gibt immer mehr streit und unstimmigkeiten unter den eheleuten, deren drei kinder darunter leiden. aber gottesfürchtig und gläubig sucht aenneli nach einem eindrücklichen predigtbesuch das gespräch mit ihrem mann und sie finden wieder einen gemeinsamen weg.
doch bald ziehen neue wolken herauf. der jüngere sohn und hoferbe, resli, lernt ein mädchen kennen, anne mareili, die tochter eines geldgierigen bauern, der in einer heirat seiner tochter nur eine mögliche vermehrung seines vermögens sieht. er fordert die ueberschreibung des ganzen hofes an resli, bevor er seiner tochter diese heirat erlaubt. dies würde die geschwister um ihre erbteile bringen und die eltern auf dem eigenen hof zu rechtlosen, geduldeten menschen machen. während eltern und geschwister für sein glück dazu bereit wären, will resli dies aus verantwortung seiner familie gegenüber nicht. nach einer langen zeit der ungewissheit und des leidens der beiden, finden sie sich am sterbebett aennelis doch noch.
voll von ethischen und moralischen belehrungen bringt uns dieser roman die lebensverhältnisse im emmental zur zeit der französischen revolution nahe. wie in der vergangenheit sind diese fragen über herrschaft und besitz, armut und reichtum und den ethischen und moralischen umgang damit auch jetzt noch gegenwärtig. während wir heute mit der frage von zwangsheiraten von migrantenkindern konfrontiert sind, erfahren wir, wie wenig frei auch hier vor zweihundert jahren junge menschen bei der eheschliessung waren.
die geschichte ist wegen der ungewohnten sprache und der ausgedehnten predigtartigen passagen, die die handlung unterbrechen, etwas schwierig zu lesen aber auf ihre weise brandaktuell.

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