21.05.2015

plinio martini: nicht anfang und nicht ende

die bevölkerung der tessiner bergtäler ist noch bis ins zwanzigste jahrhundert hinein unvorstellbar arm. viele junge sind gezwungen nach amerika auszuwandern, um jahrzehnte später, zu vermögen gekommen, wieder zurückzukehren.
gori lässt seine verlobte maddalena im val bavona zurück und geht nach kalifornien. aus der sicht des späteren rückkehrers erfahren wir seine geschichte. die erfahrungen in der neuen welt verändern aber nicht seine moralischen und ethischen grundhaltungen. bei seiner rückkehr findet er eine heimat vor, die sich sehr gewandelt hat. war es richtig, damals auszuwandern? die antwort darauf findet er nicht wirklich.
ein eindrücklicher roman, der ein stück neuerer schweizer geschichte beleuchtet, die man heute kaum noch für möglich hält.

19.05.2015

pascal mercier: lea

die geschichte wird von einem dritten erzählt. die daraus resultierende perspektive ist beabsichtigt, wie der autor in einem nachwort bestätigt. es ist die geschichte der beziehung zwischen vater und tochter, nach dem tod der mutter und ehefrau. aus der anfänglichen sprachlosigkeit zwischen den beiden entwickelt sich über die jahre nähe und vertrautheit. mit dem erwachsenwerden leas beginnt jedoch ihre ablösung, gegen die ihr vater teils bewusst, teils unbewusst anzukämpfen beginnt und sich dabei sogar zu kriminellen machenschaften verleiten lässt.
detailliert gezeichnete figuren und philosophische dialoge sind neben der manchmal etwas langsamen handlung die stärken dieses romans. ein buch, das mich zum nachdenken anregte und ich zeitweise beiseite legen musste.