31.01.2016

thomas hürlimann: vierzig rosen

marie erhält zu ihrem geburtstag immer einen strauss roter rosen und zwar so viele wie sie jahre alt wird. seit einiger zeit aber sind es immer vierzig. maries lebensgeschichte, der enkelin eines eingewanderten jüdischen schneiders, ist eigentlich immer die geschichte der anderen: längst ist sie und ein grosser teil der näheren familie getauft und zum christentum konvertiert, ihr bruder gar ein katholischer geistlicher geworden. marie heiratet max, einen ambitiösen jungen mann, dessen ziel es ist, in seiner partei voranzukommen und letztlich einen sitz in der landesregierung einzunehmen. marie ist die ideale gattin, weiss verbindungen zu pflegen, zu repräsentieren und gastgeberin zu sein. max erreicht sein ziel. immer wieder muss marie kompromisse machen, verzichten und sich zurücknehmen, um max den weg zu ebnen. beinahe opfert sie sogar das herrschaftliche elternhaus am see, die einzige konstante in ihrem leben. der tod ihres sohnes und ihres mannes lässt sie alleine und auch etwas befreit zurück.
als frau an der seite eines erfolgreichen mannes führt sie ein leben voll von emotionen und liebe, intrigen und verrat. sprachlich spannend, bildhaft und virtuos begegnet uns diese geschichte aus der zweiten hälfte des zwanzigsten jahrhunderts, wie sie auch heute nicht aktueller sein könnte. gegenseitige abhängigkeiten bestimmen aufstieg und fall von personen. welche werte zählen und was bleibt, sind zentrale themen.

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