26.04.2016

lukas bärfuss: hundert tage

die kurze begegnung mit agathe auf dem flughafen in brüssel lässt david nicht mehr in ruhe. unterwegs zu seinem entwicklungshilfeeinsatz in ruanda kann er die schöne afrikanerin nicht vergessen. der zufall will es, dass er sie nach längerer zeit unter nicht ganz einfachen umständen in kigali wieder trifft. sie, die tochter eines ministerialbeamten, und er beginnen eine leidenschaftliche beziehung, die nicht immer einfach ist. agathe möchte zurück nach brüssel, wo sie sich freier fühlt und ihr leben unabhängiger war. aber der beginnende bürgerkrieg ändert alles. sie erreicht ihren flug nach europa nicht, er versteckt sich, um der evakuation seiner entwicklungshilfedelegation zu entgehen und um agathe nahe zu sein. doch wegen der überall drohenden gefahr kann er sein haus nicht verlassen. milizen dringen eines nachts in seinen garten ein. abhängigkeit und umstände führen schliesslich dazu, dass er sich mit diesen feinden arrangiert. damit wird er zum komplizen dieser mörder. bald muss er das land fluchtartig verlassen. in einem lager trifft er wieder auf agathe, die nichts mehr gemeinsam hat mit der frau, die er damals liebte.
der roman handelt in den 1990er-jahren während des bürgerkriegs in ruanda. die eindringlich beschriebenen geschichtlichen tatsachen dieser schrecklichen ereignisse machen den roman zu einem einzigartigen werk, das aufzeigt, wie menschen, die in guter absicht eigentlich nur das gute wollen, letztlich zu komplizen von verbrechern und mördern werden können. diesen unheimlichen mechanismen ist dieses buch auf der spur und wird damit zu einem ganz wichtigen beitrag zum verstehen solcher schrecknisse.

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