30.10.2016

ian mc evan: saturday

der erfolgreiche neurochirurg henry perowne hat eigentlich alles was man sich im leben wünscht. er ist glücklich verheiratet und freut sich auf einen entspannten samstag. unterwegs zu einem squash-spiel wird er mit seinem auto in einen bagatellunfall verwickelt. die begegnung mit dem anderen fahrer führt zu ereignissen, die ihm ruhe und selbstvertrauen zu rauben beginnen.
die geschichte ist eine eigentlich spannende und interessante auseinandersetzung mit vielen fragen des lebens. leider mäandert die handlung in der ersten hälfte weitschweifig und detailverliebt daher, so dass mich nur die schöne sprache und die treffenden beschreibungen von orten und menschen am lesen hielten. erst in der mitte des buches beginnt es spannend zu werden, der schluss wird dann wieder etwas sehr philosophisch und der roman behält ein offenes ende.

16.10.2016

amos oz: eine geschichte von liebe und finsternis

palästina während und nach dem zweiten weltkrieg. viele einwanderer, denen es gelungen ist, den nazis zu entkommen, die aber viele angehörige und freunde in konzentrationslagern verloren haben, leben neu im land. die britische armee beginnt sich als schutzmacht zurückzuziehen, die schwelenden konflikte zwischen arabern und juden flammen auf. kurz nach der gründung israels sieht der neue staat sich mit krieg konfrontiert.
vor diesem hintergrund erzählt uns amos oz seine damalige kindheit, die geprägt ist von seinem liebevollen vater, der beruflich nicht den erwünschten erfolg hat. amos hat den traum eines ganz anderen lebens, will in einen kibbuz gehen um dort die zukunft des landes mitzugestalten.
es sind hoffnung, verzweiflung, politische differenzen, aufbruch und zeitweise resignation, die das leben in der damaligen gesellschaft prägen.
ein ausserordentliches und ergreifendes familienepos, das vor allem auch deshalb so eindringlich und berührend ist, weil es aus der sicht eines kindes erzählt wird. auch eines dieser bücher, das sich beinahe nicht aus der hand legen lässt, bevor man auf der letzten seite angekommen ist.

06.10.2016

uwe timm: der mann auf dem hochrad

als franz schröter als erster auf einem hochrad durch die strassen der stadt fuhr, war dies eine sensation. schnell teilten sich die meinungen der leute darüber, ob dieser fortschritt eine gefahr für fahrer und passanten sei. als später seine frau anna das hochrad ebenfalls bestieg, fragten sich viele, ob dies schicklich sei. dazu kam die konkurrenz des niederrades, das etwa wie das heutige velo konstruiert war. am ende war schröter der einzige, der dem hochrad treu blieb, auf dem das fahren seiner meinung nach eleganz und stil verkörperte, während das niederrad ein gewöhnliches und anstrengendes beför­derungsmittel war.
diese schöne geschichte über einen technischen fortschritt beschreibt, die sich bei jeder innovation abzeichnenden vorbehalte und aengste der menschen. liebevoll und sprachlich einzigartig werden die figuren und begebenheiten beschrieben. es ist ein genuss, dieses buch zu lesen.