18.04.2017

meinrad inglin: urwang

in einem ruhigen bergtal wird der bau eines wasserkraftwerkes mit einem stausee geplant. mehrere bauernhöfe mit ihrem land werden überschwemmt werden. neben den fortschrittsgläubigen, die in der industrialisierung eine zukunft sehen und sich mehr arbeitsplätze und reichtum erhoffen, gibt es die menschen, die ihre seit generationen bewirtschafteten höfe nicht verkaufen wollen, sich aber letztlich aus unterschiedlichen gründen dazu gezwungen sehen. bagger und baumaschinen fahren auf, ein uralter bergahorn muss der neuen strasse weichen und ein teil des immer gut gepflegten waldes wird gerodet. die talgemeinschaft, in der jeder jedem geholfen und beigestanden hat, wird auseinandergerissen.
mit sprachlicher wucht beschreibt meinrad inglin eine konservative gesellschaft mit einem ausgeprägten gegenseitigen verantwortungsbewusstsein. nicht nur der technische fortschritt bricht über die hier ansässigen menschen herein, auch ein teil der jugend, die in den städten arbeitet und wohnt, kommt mit neuen ideen und anderen wertehaltungen nach hause.
allein die einzigartig detaillierte und farbige beschreibung der natur im jahreszeitenwechsel und der einzelnen figuren lohnt schon die lektüre. vor diesem hintergrund einen solch eindringlichen sozial- und gesellschaftsroman zu finden, ist eine wahre lesefreude. die spannende handlung liess mich das buch kaum aus der hand legen.

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