15.04.2017

siegfried lenz: der ueberläufer

in den letzten kriegsmonaten kommt alfred proska zu einer kleinen einheit, die den auftrag hat eine bahnlinie zu bewachen. bereits umzingelt von partisanen und den kontakt zur eigenen truppe verloren, erteilt der korporal oft sinnlose befehle. für alfred stellt sich immer mehr die sinnfrage und als sich die gelegenheit gibt überzulaufen, nutzt er sie. nach kriegsende bleibt er im sozialistischen lager und arbeitet an einer dienststelle, wo immer wieder mitarbeiter verschwinden und durch neue ersetzt werden. bevor er selbst entfernt wird, flüchtet er in den westen.
ein tiefgründiges und ergreifendes buch, das einen ganz nah ins kriegsgeschehen führt und uns drastisch und konkret wie selten das dilemma von männern an der front nahe bringt. entsetzliche, unmenschliche situationen, die auszuhalten und zu überleben sind, momente in denen nur das töten eines anderen das eigenen ueberleben garantiert, werden so konkret, dass es beim lesen kaum auszuhalten ist. die schwäche des menschen, der immer wieder fremdbestimmt ist, reduziert sich aber auch später wieder einzig auf das eigene sein und leben.

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