14.07.2017

vladimir nabokov: pnin

professor pnin, ein in die vereinigten staaten ausgewanderter russe, beobachtet seine neuen landsleute und wundert sich immer wieder über ihr verhalten und ihre handlungsweisen, über ihre gespräche und ihre werthaltungen. in diesem humoristischen roman können wir seinen betrachtungen folgen. er selbst kann sich nie ganz in dieses neue leben hineinfinden, bleibt sich selbst aber treu, so dass die anderen immer wieder in frage gestellt werden.
eine köstlich formulierte migrationsgeschichte, die erheiternd zu lesen ist.

05.07.2017

hisham matar: die rückkehr

der untertitel «auf der suche nach meinem verlorenen vater» fasst zusammen, worum es geht. der vater des autors war nach der machtübernahme gadaffis ein wichtiger oppositioneller. im exil in kairo lebend wurde er entführt und verschwand in den libyschen gefängnissen. mehr als zwanzig jahre später, nach dem tod gadaffis werden viele gefangene befreit. hishams vater ist nicht darunter. die jahrelange suche nach dem verbleib und die frage, ob er noch am leben ist, ist nicht nur wichtiger inhalt des lebens des autors, sondern auch dieses buches.
trotz der schrecklichen ereignisse, der gewalt und ungewissheit schimmert immer wieder viel menschlichkeit durch. ein buch, das einen sehr persönlichen einblick in das leben und die oft unbekannten ereignisse in libyen gibt.

04.07.2017

julian barnes: der lärm der zeit

dieses biografisch angelegte buch beginnt mit dem begabten, lebenslustigen und aufmüpfigen jungen dmitri schostakowitsch, der ein unabhängiges leben führen will, für die gleichberechtigung von frau und mann und für freie liebe einsteht. früh hat er schon erfolg mit seiner musik, wird anerkannt und gefeiert. die unbeschwertheit findet aber bald ein ende: unter stalins herrschaft lebt sich besser unauffällig und im hintergrund. als der diktator ohne kommentar während der aufführung einer oper schostakowitschs die loge verlässt, verheisst dies nichts gutes. seither werden seine werke verboten und nicht mehr aufgeführt. nach stalins tod wendet sich das blatt und er wird rehabilitiert und sogar aufgefordert oder gar gezwungen, der partei beizutreten. wie schostakowitsch, um arbeiten zu können, sich gegen seinen willen letztlich doch der macht beugt, seine gedanken und gewissensbisse dazu, wird meisterhaft beschrieben.
keine chronologische biografie, sondern ein buch, das viele verschiedene blicke auf das leben und die gedanken dieses berühmten komponisten freigibt. trotz der schwere des themas leicht und spannend zu lesen.