09.09.2019

inger-maria mahlke: archipel

ein kanarisches familienepos, das sich über ein jahrhundert hinzieht, ist das gerüst dieses romans. rosa, die junge kunststudentin kehrt aus madrid nach hause zurück. die erzählte zeit beginnt mit der geburt von rosas grossvater julio, der immer ein bescheidenes, wenig privilegiertes leben geführt hat. ueber mehr als vierhundert seiten entwickelt die autorin eine spannende, farbige und weitverzweigte geschichte, die sich nicht nur den einzelnen menschen und deren unterschiedlichen sozialen verhältnissen widmet, sondern auch immer wieder den bezug zu den politischen ereignissen in spanien herstellt.
viele einzelne kurze kapitel, die zunächst wenig bezug zueinander zu haben scheinen, fügen sich mit der zeit zum gesamten bild. die handlung wird rückwärts erzählt, beginnt also in der gegenwart und endet vor etwa hundert jahren mit der geburt julios. dies erschwert immer wieder die orientierung; das vorangestellte personenregister mildert diese schwierigkeit etwas. obwohl die etwas eigenwillige sprache einen beim lesen ziemlich fordert, ist es insgesamt ein lesenswertes buch, das der wahrnehmung der kanarischen inseln als feriendestination einen unerwarteten kontrast entgegensetzt.

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