25.11.2019

raoul schrott: tristan da cunha

tristan da cunha ist die am weitesten vom nächsten festland gelegene dauernd bewohnte insel der welt; ein zerklüfteter, steil aus dem meer herausragender vulkanischer kegel im südatlantik, der nur auf einer seite eine leicht schräge ebene aufweist, auf der sich leben lässt. hier siedeln seit einigen jahrhunderten die nachfahren von schiffbrüchigen unterschiedlicher herkunft. sieben grossfamilien, die alle über die jahrhunderte miteinander verwandt sind, harren in dieser entlegenen gegend aus, deren wetter meist unwirtlich und reich an stürmen und regen ist. ueber die jahrhunderte hat sich eine gesellschaft mit eigenen regeln herausgebildet, die als gemeinschaft ohne geld lebt und allen äusseren einflüssen kritisch gegenübertritt.
vier ganz verschiedene personen aus unterschiedlichen zeiten der letzten jahrhunderte, die alle einen bezug zu tristan da cunha haben, geben das grundgerüst zu diesem buch. christian, ein funker, der im 2. weltkrieg auf der insel stationiert ist; edwin, ein katholischer priester, der die insulaner missionieren will; noomi, eine südafrikanische südpolforscherin, die unterwegs in die antarktis ist und mark, ein briefmarkenhändler, der die insel nur von den abbildungen auf den briefmarken kennt. aus diesen vier perspektiven, die unterschiedlicher nicht sein könnten, wird in einem epischen bogen ein bild der geschichte und des dortigen lebens gezeichnet.
sprachgewaltig und mit eindrücklichen beschreibungen von landschaft, meer und naturereignissen, aber auch jener menschen, zieht einen der autor beim lesen hinein in diese spektakuläre szene und lässt neugier und sehnsucht nach diesem weltverlassenen ort aufkommen. die über 700 seiten sind nicht immer einfach zu lesen, manchmal sehr realistisch, manchmal eher philosophisch, nicht immer spannend, aber als gesamtes werk macht es lust darauf, mehr zu erfahren von diesem flecken erde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen