29.09.2020
saša stanišić: herkunft
22.09.2020
andré aciman: damals in alexandria
in der ägyptischen stadt alexandria,
wo vertreter aller religionen nebeneinander leben, verbringt der
autor die kindheit in seiner jüdischen grossfamilie. aus dieser
perspektive schreibt er über das leben in den 1950er jahren. als
wohlhabende leute führen seine tanten und onkel ein leben mit
bediensteten – im winter in der stadt, im sommer am meer – und
nehmen am damaligen gesellschaftlichen leben teil, das sich an
europäischen vorbildern orientiert. mit dem suezkrieg und der
machtergreifung nassers ändert sich vieles, bis seine familie 1965
das land verlassen muss und nach italien übersiedelt.
dieses unterhaltsame und erfrischende
buch vermittelt nicht nur ein stück familiengeschichte, sondern
widerspiegelt auch das damalige leben in dieser nordafrikanischen
stadt. fasziniert bin ich vor allem von der bildhaften darstellung
der charaktere und den humorvollen, anekdotenhaften ereignissen, die
einen immer wieder schmunzeln lassen. auch die komplexe und trotzdem
leicht zu lesende sprache hinterlässt einen nachhaltigen eindruck.
15.09.2020
kent haruf: unsere seelen bei nacht
addie, eine 70-jährige witwe lebt in
einer kleinstadt in colorado. zwei häuser weiter lebt der etwa
gleichaltrige louis, der auch verwitwet ist. eines tages klingelt sie
bei ihm und fragt ihn, ob er nicht hin und wieder bei ihr übernachten
könne. nach einer kurzen bedenkzeit sagt louis zu. in der nacht
nebeneinander liegend erzählen sie sich aus ihrem leben und werden
freunde. aber das ganze bleibt nicht unbemerkt und gibt zu reden im
ort.
ein text über freiheit, die man hat,
wenn man sie sich nimmt. zwei erwachsene, ältere menschen, die
nichts unrechtes tun, kommen trotzdem ins gerede. ein exemplarisches
beispiel wie hypothesen und vermutungen zu falschen wahrheiten
werden. das aktuelle und komplexe thema des selbstbestimmten alterns
wird in dieser eigentlich braven geschichte treffend erarbeitet.
10.09.2020
robert seethaler: der letzte satz
gustav mahler, der schon zu lebzeiten
berühmte komponist und dirigent, ist auf seiner letzten reise von
amerika nach europa. an deck des schiffes blickt er hinaus auf den
ozean, schaut auf sein leben zurück und erinnert sich an viele
entscheidende oder berührende momente. nur der schiffsjunge, der für
ihn sorgt und ihn bedient, ist sein zeitweiliger kurzer
gesprächspartner, sonst bleibt er allein.
der autor setzt mahler ein ganz
besonderes denkmal. in diesem wunderbaren buch beschreibt er subtil
und gefühlvoll die gedanken und empfindungen eines mannes, der das
ende seines lebens nahen sieht.