severin somm macht sich auf nach dem
abgelegenen bergdorf gspona. dort steht ein altes haus, das ihm sein
nachbar vererbt hat. bald erfährt er, dass die schöne lucrezia
darin ein lebenslanges wohnrecht hat. das verhalten der wenig
gesprächigen dorfbewohner ist rätselhaft und als er im haus einen
zugemauerten raum entdeckt ist severins neugier unwiderruflich
geweckt. so beginnt er einer dramatischen geschichte auf die spur zu
kommen, die sich vor einem halben jahrhundert ereignet hat und kommt
dabei auch der sich anfänglich eher feindselig verhaltenden lucrezia
näher.
schnell nimmt der text spannung auf und
man ist mitten im geschehen. die bildreiche sprache, die wunderbar
beschriebenen originale von menschen und die schnellen, manchmal
abrupten szenenwechsel sind höhepunkte, die einen das buch kaum
weglegen lassen, bevor es zu ende gelesen ist. die abschnitte der
aufkommenden erotischen spannung zwischen lucrezia und severin sind
dagegen eher schwach und langweilen beinahe.
17.02.2021
urs augstburger: schattwand
14.02.2021
tim krohn: irinas buch der leichtfertigen liebe
ein dichter und verwegener text dessen zwei ebenen immer wieder parallel verlaufen und die orientierung beim lesen nicht einfach machen. viel fiktion, interpretation, emotion und projektion zeigen auf, wie zauberhaft schön, aber auch kompliziert liebesbeziehungen sein können. trotz oder gerade wegen dieser anspruchsvollen anlage vermag die geschichte einen zu fesseln.
06.02.2021
melinda nadj abonji: im schaufenster im frühling
luisa ist ein waches und aufmerksames
mädchen. schon als kind ist sie anders als die anderen. langsam wird
sie älter, kommt in die adoleszenz und wird eine junge frau. der
einfluss ihrer freundin valérie ist nicht unbeachtlich und auch
nicht immer nur gut. luisa lässt sich mit frank ein, für den sie
eher eine art geliebte ist und dann ist da noch ihre nachbarin, eine
ältere dame, zu der sie immer wieder vertrauen hat.
ganz subtil und zart wird hier die
schwierigkeit des andersseins und des erwachsenwerdens beschrieben.
der blick in diese jungmädchenwelt erfolgt durch szenen, die einen
trotz der schnellen wechsel den ueberblick nicht verlieren lassen.
bei aller ernsthaftigkeit des themas und den nicht wenigen
schwierigen momenten hat der text etwas leichtes, beinahe flüchtiges.
01.02.2021
terézia mora: das ungeheuer
das leben von darius kopp, einem bisher
erfolgreichen informatik-experten, nimmt eine dramatische wendung,
als er seine stelle verliert und seine frau flora sich umbringt.
lethargisch, verzweifelt und ohne ziel haust er in seiner wohnung und
die versuche seines freundes juri, ihn wieder zurück ins
arbeitsleben zu bringen scheitern. die urne mit der asche floras und
ihr geheimes tagebuch nimmt er mit und bricht auf zu einer fahrt in
richtung osteuropa. die geschichte entwickelt sich zu einer art
road-movie während darius beim lesen des tagebuchs erfährt, wie
wenig er seine frau kannte.
die beiden texte – darius' geschichte
und floras tagebuch – laufen fortlaufend und getrennt
untereinander über die seiten ohne dass ein direkter bezug
ersichtlich würde. eine nicht einfach zu lesende sprache, die mit
ihren vielen kurzen, oft unvollständigen sätzen, einen besonderen
leserhythmus erzeugt, dominiert die geschichte von darius. das
tagebuch seiner frau setzt sich aus einträgen zusammen, von denen
viele eher unverständlich sind. der ganze roman vermag über weite
strecken keine spannung zu erzeugen. auch habe ich vieles
schlicht nicht verstanden, es begann mich zu langweilen und nach zwei
dritteln der fast 700 seiten habe ich aufgegeben.