17.10.2022

joseph andras: die wunden unserer brüder

der algerienfranzose fernand iveton ist ein überzeugter kommunist, gegner des kolonialismus frankreichs und verfechter der freiheit des algerischen volkes. für die unabhängigkeit des landes riskiert er viel, legt eine bombe, wird dabei aufgegriffen und zum tod verurteilt. weder das letztinstanzliche urteil noch ein begnadigungsgesuch beim französischen präsidenten ändert dieses verdikt. obschon seine tat keine todesopfer forderte, wird mit der zu unrecht ausgeführten todesstrafe an ihm ein exempel statuiert.
mit diesem auf einer wahren geschichte beruhenden buch wird nicht nur fernand iveton ein denkmal gesetzt, sondern auch die realität und die ungerechtigkeit der französischen kolonialherrschaft treffend aufgezeigt. ungeschminkt, schonungslos offen beschreibt der autor die zustände an den gerichten, in den gefängnissen und auf polizeistationen. die rechtlosigkeit der angeklagten oder verdächtigten menschen erscheint drastisch, folter ist eine gängige verhörmethode. dagegen stehen die solidarischen momente mit mitgefangenen. auch die starke liebe seiner frau, die unerschrocken zu ihm steht und ihn mit viel mut moralisch unterstützt, lässt ihn viel ertragen. zu beginn sind die innerhalb der kapitel immer wieder auftretenden zeitsprünge etwas irritierend, was sich aber mit der zeit gibt. nicht nur ein sehr berührender, sondern auch politischer roman, der ein uns nicht so bekanntes stück neuere kolonialgeschichte näher bringt.

 

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