eigentlich
führt aynur in istanbul ein unbeschwertes leben einer modernen
jungen frau, kleidet sich modisch und geniesst die freiheit. doch ihr
bruder will sie aus dem haus haben, deshalb sucht er ihr einen
ehemann. als ihr der relativ ungebildete, aus einer religiösen
familie vom land stammende alvin vorgestellt wird, fühlt sie nur
ablehnung. doch die hochzeit findet unausweichlich statt und aynur
folgt ihm nach deutschland, wo er in einem kohlebergwerk arbeitet.
auch sie beginnt in einer fabrik zu arbeiten. zwei kinder stellen
sich ein und immer mehr muss aynur für die ganze familie alleine
sorgen, weil ihr mann dem alkohol und der spielsucht verfällt.
ueberall macht er schulden. mehrmals raten ihr sohn ada und tochter
meyrem zur scheidung, aber traditionelle familienzwänge und
verantwortungsgefühl hindern sie daran sich zu trennen. die kinder
machen ihren weg, bestehen das gymnasium und studieren. ada zieht
früh weg, weil er es nicht mehr aushält, auch meyrem ist glücklich
über einen studienplatz fern von zuhause. beide tragen seelische
verletzungen davon. erst als der vater im sterben liegt, versöhnen
sie sich mit der situation und vergeben den eltern.
schon
alleine die beschreibung des milieus lohnt das buch zu lesen.
unvorstellbare verhältnisse von armut, vernachlässigung und zerfall
inmitten einer deutschen grossstadt bilden die bühne für diesen
roman. sachlich beschreibt die autorin eine autobiografisch gefärbte
familiengeschichte, die eindringlich viele facetten des prekariats
ausleuchtet. wenigen schönen momenten zwischen den eheleuten stehen
viele missverständnisse und konflikte gegenüber. es zeigt sich, wie
eigene nicht erfüllte träume auf die nächste generation projiziert
werden und wie letztlich immer wieder die hauptlast auf den frauen
ruht. trotz der heftigkeit und schwere der thematik liest sich das
buch erstaunlich leicht.
20.03.2025
çiğdem akyol: geliebte mutter canım annen
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