15.03.2025

deniz ohde: ich stelle mich schlafend

in einer blocksiedlung wohnt yasemin mit ihrer familie, gegenüber vito mit seiner mutter. sie verliebt sich als teenager in ihn, der sie zunächst kaum wahrnimmt, wenn sie mit immacolata, ihrer besten freundin, stundenlang vor dem haus rumhängt. irgendwie wird es dann doch etwas aus den beiden — die jugendliebe dauert jedoch nicht lange. später lernt yasemin hermann kennen, ein aufmerksamer, zurückhaltender und verständnisvoller junger mann, mit dem sie viele jahre zusammen lebt, bis sie wieder auf vito trifft. sie meint ihre jugendliebe wieder beleben zu können und gibt dafür alles auf. er zieht bei ihr ein und macht sich in der wohnung breit. sie hält es aus, macht sich klein und ordnet sich unter. irgendwann wird ihr bewusst, wie toxisch diese beziehung ist und sie wirft ihn aus ihrer wohnung. nur zufällig überlebt sie seine gewalttätige reaktion.
diese geschichte, wie sie aktueller nicht sein könnte, gibt einen einblick über den mechanismus einer ungleichgewichtigen beziehung, aus der sich die frau nur schwer lösen kann. die abhängigkeiten, das wechselbad der gefühle, der kontrast zwischen wunsch und wirklichkeit werden genau analysiert. bestechend sind die genau treffenden milieubeschreibungen. im letzten kapitel verliert sich die handlung und der text wird von theoretischen und psychologischen fakten dominiert.

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