12.04.2012

arno geiger: der alte könig in seinem exil

langsam, ganz langsam verliert der vater des autors den kontakt zu dieser welt und entwickelt eine demenzerkrankung. zunächst werden seine reaktionen von der familie als ein etwas seltsames verhalten eingeschätzt, dann wird aber langsam klar, worum es geht. die angehörigen teilen sich in die betreuung, später werden zusätzlich betreuerinnen eingestellt, auf die der vater sehr unterschiedlich reagiert.
ein sehr persönliches und offenes werk über die beziehung zwischen vater und sohn, die wegen der krankheit des vaters eine andere dimension erhält. liebevoll und einfühlsam, aber auch witzig und humorvoll werden ereignisse und begegnungen beschrieben. der sohn geht auf den vater zu, besucht ihn in seiner welt und lässt ihm seine wahrnehmungen indem er auf diese eingeht. nicht ein theoretischer oder wissenschaftlicher ansatz, sondern intuition und die persönliche beziehung sind erfolgreich. eine ausgezeichnet beobachtete und ebenso genau niedergeschriebene geschichte, die den vater die würde behalten lässt, die auf der letzten seite des buches noch nicht zu ende ist und die die weitere entwicklung – nicht ohne zuversicht – offen lässt.
für viele angehörige, die sich in einer solchen situation befinden, ein wichtiges buch, weil es einen nicht nur lehrt seinen gefühlen zu folgen, sondern auch die betreuung zu organisieren und selbst zeitweilig abstand zu nehmen, um das eigene leben weiterzuführen, ohne dabei ein schlechtes gewissen haben zu müssen. für mich schlicht etwas vom besten, was zu diesem thema je geschrieben wurde.

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