01.05.2012

lukas hartmann: die frau im pelz


kaum erwachsen verlässt die adelbodner arzttochter in den 1930er-jahren die enge heimat, zunächst nach frankreich, dann nach deutschland. sie lernt einen nazifreundlichen studenten kennen, mit dem sie sich verlobt und wird von der gestapo als agentin für einen auftrag in paris angeworben. als solche entdeckt, wird sie zum tode verurteilt, später begnadigt. nach deutschland zurückgeflüchtet folgt die verhaftung als doppelagentin. sie kommt so ins konzentrationslager ravensbrück, wo sie dank ihrer intelligenz und ihrem ueberlebenswillen zur blockältesten aufsteigt und damit einfluss und macht über die anderen mitgefangenen erhält. nach kriegsende kommt sie für ihre taten im kz vor gericht. unterschiedliche, sich widersprechende zeugenaussagen verhindern nicht ihre verurteilung zum tod. der schweizerische konsul in hamburg, den sie um hilfe und beistand bittet, ist von ihrer persönlichkeit fasziniert. das trennen seiner privaten gefühle von seiner offiziellen aufgabe fällt ihm schwer.
ein historischer roman, der sich einer ganz besonderen person widmet. die eigenwillige, stolze, oft auch einsame frau kommt durch schlauheit und intelligenz immer wieder nach oben und weiss sich immer wieder den kopf aus der schlinge zu ziehen. ein stück neuerer zeitgeschichte wird auf gleichzeitig ernsthafte, anschauliche, spannende und gefühlvolle weise vermittelt. parallel sehen wir aus der optik der verurteilten und des konsuls auf das geschehen.
festgemacht an einem einzelschicksal werden die damaligen geschehnisse aus der anonymität der masse geholt. der autor verzichtet auf allzu detaillierte schilderungen von gräueltaten, trotzdem kommt die realität eindringlich daher und macht einen betroffen. bis zum schluss fällt es schwer, eine eigene meinung zur schuld oder unschuld der verurteilten zu finden.

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