13.11.2013

otto zumoberhaus: am schattenberg

eine familiengeschichte über etliche generationen in der zeit zwischen dem frühen 19. und dem späten 20. jahrhundert, also einer zeitspanne von fast 200 jahren. in einem walliser bergdorf schliesst der junge christian die ehe mit luwisa. als er in der hochzeitsnacht merkt, dass er nicht der erste mann ist, stellt ihn dies auf eine harte probe. aber man spricht ja nicht über solche dinge. das erste kind kommt keine neun monate nach der hochzeit zur welt, da machen gerüchte und vermutungen schnell die runde. als später die drei kinder und luwisa kurz hintereinander sterben, steht für die dorfbevölkerung fest, dass dies gottes gerechte strafe ist. christian heiratet ein zweites mal und hat weitere zehn kinder. die zeit bringt neues: industrialisierung, eisenbahnbau und elektrizität verändern das leben auch im abgeschiedenen dorf. die armut wird weniger, die abhängigkeiten anders, die jungen gehen auswärts arbeiten, bringen aber nicht nur geld, sondern auch neues gedankengut nach hause. uneheliche kinder, trennungen und homosexualität, alles muss christian in seiner familie erleben. und vor dem hintergrund der strengen katholischen religiosität verstehen die menschen frühen tod und unglücksfälle als strafe gottes. letztlich wird nur der uneheliche sohn einer seiner töchter den namen der familie weitertragen.
ein spannendes familienepos, das leicht zu lesen ist und bis zum schluss dank dem beigefügten genealogischen plan übersichtlich bleibt. aber auch ein stück geschichte eines gebirgstales, das aus seiner abgeschiedenheit herauskommt und dessen bevölkerung sich mit der neuen zeit, mit den veränderten werten und den zuziehenden fremden auseinandersetzen muss. eine geschichte, die diese ganze palette von problemen aufnimmt und verarbeitet. ein echter lesegenuss.

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