26.09.2016

david william wilson: als alles begann

archer flieht mit seiner tochter linnea aus den vereinigten staaten nach kanada, um nach seiner vietnam-kriegserfahrung nicht erneut einberufen zu werden. hier trifft er auf cecil, der seinen enkel alan grosszieht. die beiden männer werden freunde. als cecil einen herzinfarkt erleidet, hat er den wunsch, seinen sohn jack, der allans vater ist, noch einmal zu sehen. zusammen mit archer macht sich allan auf die suche und findet nicht nur seinen vater, sondern zuvor auch seine mutter linnea.
der roman spielt in abgelegenen gegenden kanadas, wo die menschen eher rau miteinander umgehen. wilde schlägereien, archaische verhältnisse und konservative moralvorstellungen prägen das leben der menschen. die eindrücklichen und detaillierten personenbeschreibungen überzeugen nicht immer, aber bringen viel – zu viel – bewegung in die sonst nicht so dichte handlung. nicht ganz einfach zu lesen, weil die identifikation der figuren über verschiedene namen ebenso verwirrend ist, wie die immer wieder wechselnden ich-erzähler, aus deren perspektive die geschichte erzählt wird.

16.09.2016

dorothee elminger: schlafgänger

von grenzgängern, flüchtlingen, heimatlosen, vertriebenen und menschen in anderen ausnahme­situationen erfahren wir über ihr leben und ihr handeln. in einer art virtuellem treffen erzählen und berichten sie über ihre schicksale, ihre gefühle und erlebnisse.
es sind themen die uns alle täglich in irgend einer form in den medien begegnen, treffend und eindringlich aufbereitet und zu einer collage verflochten. das buch ist – vielleicht wegen einer mangelnden durchgehenden handlung – nicht leicht zu lesen.

10.09.2016

eveline hasler: mit dem letzten schiff

im jahr 1940 stranden viele flüchtlinge in südfrankreich mit der hoffnung auf eine schiffspassage. hier in marseille arbeitet varian fry im auftrag eines amerikanischen komitees. sein auftrag ist es, etwa zweihundert künstlern und intellektuellen die flucht zu ermöglichen. angesichts der grossen not und verzweiflung setzt er sich, auch sich selbst gefährdend, für alle möglichen bedrohten menschen ein.
nicht weit entfernt betreibt das schweizerische rote kreuz ein heim für verwaiste flüchtlingskinder. als dort die polizei beginnt, gezielt jüdische jugendliche zu deportieren, beschliessen zwei rotkreuzschwestern, illegale grenzübertritte in die schweiz zu organisieren, um die jungen menschen zu retten.
die zwei geschichten von menschen, die ungeachtet all der widrigen umstände nur ihrem herzen und ihrer persönlichen ethik folgen, sind spannend und sehr berührend. die verflechtung geschichtlicher fakten und fiktiver handlungen macht aus dem buch einen spannenden roman, der gerade während der derzeitigen diskussion um flüchtlinge eine grosse brisanz erhält.