20.02.2017

wolfgang herrndorf: tschick

die sommerferien beginnen, die mutter wird zum alkoholentzug in eine klinik gebracht, der vater fährt mit seiner assistentin in die ferien und maik bleibt alleine in der villa zurück. da taucht andrej tschichatschow auf, sein russischer mitschüler aus den hochhäusern. tschick hat ein auto geklaut und animiert maik zu einer reise in richtung walachei, wo tschicks grossvater noch lebt. unterwegs läuft es nicht immer rund, aber maik erlebt vielleicht zum ersten mal etwas wie glück und freiheit, und die beiden jungen entwickeln eine freundschaft, die auch hält, als ihre unternehmungen scheitern und sie vor gericht landen.
es ist einfach eine wunderbare, unterhaltsame jugendgeschichte, deren manchmal etwas überzeichnete handlungen keineswegs stören, sondern dem roman etwas besonderes geben. in einer erfrischenden sprache dieser generation geschrieben und trotz des gesellschafts- und sozialkritischen anspruchs wird der roman nie belehrend oder elitär. ein buch, das immer wieder gelesen werden kann und nicht vergessen wird.

15.02.2017

paul beaten gronda: straus park

amos, sohn durch kunsthandel reich gewordener jüdischer eltern, dümpelt durchs leben. seine ehe scheitert, eine längere beziehung zu einer anderen frau ist schwierig. als julie, eine kunsthistorikerin aus london für ein interview vor ihm steht, weiss er, dass sie die grosse liebe sein wird. aber julie hat ihren freund adam in london und kehrt zu ihm zurück. amos reist nach london um julie wieder zu sehen, julie verlässt schliesslich adam und reist nach new york. beide beginnen zu ahnen, dass ihre vorfahren eine gemeinsame düstere geschichte haben, aber sie bringen dies nicht zur sprache. damals während des zweiten weltkrieges waren die grosseltern der beiden in amsterdam im untergrund.
das lesen ist nicht ganz einfach. von anfang an kämpft man sich durch viele ablenkende neben­handlungen und bleibt immer wieder in der unübersichtlichen dialogführung hängen. erst im zweiten teil, der die retrospektive in die kriegszeit bringt, nimmt die handlung fahrt auf und beginnt kongruent und spannend zu werden, während der dritte teil dann wieder eher im ungefähren bleibt. zudem tragen die oft unnötigen und ausführlich beschriebenen bettszenen zur handlung meistens nicht wirklich etwas bei. dadurch geht die wichtige botschaft – zu was menschen in extremsituationen fähig sind – leider etwas unter.
schade, denn eigentlich ist es eine fesselnde und interessante geschichte, die man nicht so schnell wieder findet.

11.02.2017

dario fo: meine ersten sieben jahre und ein paar dazu

die autobiografische geschichte entführt uns in die kindheit des autors. in den jahren vor dem zweiten weltkrieg, zur zeit des faschismus in italien, und schliesslich während des krieges ist das leben so nahe an der grenze zur schweiz von flüchtlings- und schmuggelgeschichten geprägt. in diesem umfeld wird der junge dario gross, erlebt trotz allem eine weitgehend unbeschwerte kindheit, in der er bereits seinen fähigkeiten und talenten nachgehen kann. mit dem aufstieg mussolinis und dem ausbruch des zweiten weltkrieges wird dies schwieriger und letztlich ist das ende des krieges auch eine persönliche befreiung.
er beschreibt diese zeit spannend aus der sicht eines kindes und mit viel liebe zu details, lässt keine zweifel offen über die politische haltung seiner eltern und berichtet ebenso über die schwierigkeit im umgang mit der faschistischen staatsmacht, wie über menschen die sich dem system widersetzen.