01.05.2017

jonathan littell: die wohlgesinnten

maximillian aue, sohn einer französin und eines deutschen, der sich früh aus ueberzeugung den nationalsozialisten anschliesst, ist die zentrale figur, mit dessen fiktiver lebensgeschichte wir durch den ganzen roman und damit auch durch den ganzen zweiten weltkrieg geführt werden. als ss-offizier ist er unterwegs im kaukasus und in stalingrad im einsatz, später in berlin. aus dem überzeugten nationalsozialisten wird zunehmend ein kritischer, aber im system gefangener beobachter dieses unfassbaren geschehens. immer wieder muss er sich mit gegebenheiten arrangieren um selbst zu überleben. das alles verändert nicht nur seine wahrnehmung und haltung, sondern bringt ihn zu handlungen, zu denen er zuvor niemals fähig gewesen wäre.
ein buch über die dunkle zeit des dritten reiches, einmal – und das macht es ganz besonders spannend – nicht aus der perspektive eines opfers sondern aus der eines täters, eines vertreters des systems. langsam entwickelt er aber eine kritische haltung, weil er zusehen muss, wie persönliche interessen und karrieresucht viele seiner genossen leitet. deutlich wird aber auch, wie die konfrontation mit der unmenschlichkeit und dem grauen ihn selbst als mensch verändert, wie er seine ethischen und moralischen grundsätze anpasst um zu überleben. als die niederlage bereits greifbar ist und die rote armee berlin erreicht hat, lässt er sich zu unfassbaren handlungen verleiten, um zu entkommen.
ein spannender und grossartiger roman, den zu lesen nicht immer vergnügen bereitet und dessen grauen manchmal kaum auszuhalten ist.

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