07.12.2017

édouard louis: im herzen der gewalt

auf dem heimweg von einer weihnachtsfeier wird édouard von einem jungen mann angesprochen und schnell ist klar, dass es eine spontane gemeinsame nacht werden wird: édouard nimmt reda mit zu sich nach hause. was zärtlich und liebevoll beginnt, endet mit der bewaffneten drohung redas, er werde ihn umbringen. édouard kommt mit einer tiefen seelischen verwundung davon, die er in diesem buch zu verarbeiten sucht.
dieses einzigartige werk ist nicht ganz einfach zu lesen und erfordert nicht nur wegen der vielen perspektivenwechsel grosse aufmerksamkeit. die exakt beschriebenen ereignisse sind streckenweise schwer auszuhalten. sein eigenes leiden, die veränderung seiner wahrnehmung und das erstaunen darüber, geben einen tiefen einblick in seine wechselvollen gefühle. treffend beschreibt er das oft hilflose und ignorante verhalten der professionellen helfer und die harte probe, auf die die persönlichen freundschaften gestellt werden. vor allem aber seine eigene ambivalenz dem täter gegenüber macht diesen autobiografischen roman extrem stimmig und hinterlässt eine tiefe betroffenheit.

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