06.06.2018

yasar destan: deniz

die beziehung zwischen den beiden 17-jährigen jungen raphael und deniz beginnt unter schwierigen umständen. deniz ist sohn türkischer eltern in deutschland. trotz des inneren widerstandes und der ablehnung seiner eigenen gefühle, zieht es deniz immer wieder zu raphael und es dauert lange, bis sie, ziemlich betrunken und bekifft, die erste nacht gemeinsam verbringen. als deniz am morgen neben raphael erwacht kann er sich an nichts mehr erinnern und verdrängt alles. ganz langsam erst beginnt er, seine gefühle zu akzeptieren. zuhause darf das alles kein thema sein. mit ausreden und lügen versucht er den schein zu wahren. das ziel der eltern ist es, deniz in den sommerferien in der türkei zu verheiraten, er fürchtet diese reise und ahnt, was auf ihn zukommt. erst als sich die schlinge endgültig um seinen kopf zu schliessen beginnt, flüchtet er von zu hause und entscheidet sich für sein selbstbestimmtes leben und gegen die familie.
schon lange nicht mehr hat mich ein buch derart in den bann gezogen, dass ich es kaum weglegen konnte und immer weiterlesen musste. die realen schicksale der beiden und die umstände ihrer leben werden mit viel sachkenntnis und einer dauernd aufrechterhaltenen spannung beschrieben. die ignoranz der eltern, die eskalation häuslicher gewalt, die verzweiflung von deniz, aber auch sein immer wieder intuitives handeln, das ihm neue schwierigkeiten einbringt, zeichnen ein bild eines schwierigen startes ins erwachsenenleben. das langsame erkennen und akzeptieren seiner gefühle, seines andersseins könnte subtiler und einfühlsamer nicht dargestellt werden. seine eltern entfalten eine extreme energie zur wahrung des scheins gegen aussen. deniz ist lange darin gefangen, dass die ehrung seiner eltern nur über die erfüllung ihrer pläne und vorstellungen bewerkstelligt werden kann. der etwas traurige, aber offene ausgang lässt dem lesenden hoffnung.

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