21.10.2018

astrid holleeder: judas

wie gestaltet sich das leben, wenn der eigene bruder ein krimineller ist, der massgeblich an einer entführung mit lösegelderpressung und für auftragsmorde verantwortlich ist? beginnend mit ihrer eher grauenhaften familiengeschichte führt uns die autorin an dieses erschreckende thema heran.
aufgewachsen mit drei geschwistern erleben sie alle ihre kindheit in angst und schrecken. der vater, schwerst alkoholkrank mit einer persönlichkeitsstörung, terrorisiert die mutter und die kinder. verbale gewalt und schläge sind alltag. der älteste bruder wim zieht mit fünfzehn jahren weg und wird zum schwerkriminellen. er ist einer der entführer des bierbrauereibesitzers heineken.
das buch zeichnet nicht nur das psychogramm eines kriminellen, sondern zeigt vor allem auch auf, wie schwierig es für eine betroffene familie ist, sich aus dieser abhängigkeit zu befreien. nicht nur seine dauernden drohungen und sein einfluss bis hinein in polizei und justiz, sondern auch eigene schuld- und verantwortungsgefühle lassen die schwester lange zögern ihren bruder an die strafverfolgungsbehörden zu verraten.
vor allem der anfang des buches ist mitreissend und eindrücklich. es ist kaum zu ertragen, was man da liest. das nicht chronologische vorgehen der autorin lässt einen zwar gewisse zusammenhänge schneller erfassen, macht es aber auch nicht immer einfach, den ueberblick über die ganze geschichte zu behalten.
insgesamt ein sich lohnendes buch, das einen einen einblick gibt in eine welt, die sonst fremd und verschlossen bleibt.

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