26.10.2018

franz rieger: der kalfakter

vater söhler und seine fünf söhne bewirtschaften ihren hof, auf dem es, seit die mutter gestorben ist, keine frau mehr gibt. wegen gerüchten und geschichten, nach denen frauen auf diesem hof stets verunglückten oder erkrankten, weigert sich therese, die braut des ältesten sohnes, zu ihm und seiner familie zu ziehen. ihm bleibt nichts anderes übrig, als wegzugehen und in der fabrik arbeit zu suchen. was bleibt ist das starke heimweh nach dem ort seiner jugend. dies alles sieht der regenschirmmacher, der wegen seiner arbeit weit herumkommt und vieles beobachtet und erfährt. so sieht er sich auch in der pflicht, bei missverständnissen und streit zwischen den menschen zu vermitteln. mit vater söhler ist er befreundet und schafft es letztlich, dass therese auf den hof kommt und den haushalt übernimmt.
die handlung selbst ist eigentlich recht nebensächlich, viel mehr geht es um die beobachtungen, das ungesagte, die stimmungen und gedanken in einer ländlich-archaischen gesellschaft verschlossener und wortkarger menschen. dieser in der zweiten hälfte des 20. jahrhunderts entstandene text erinnert mit seiner schönen und komplexen sprache an autoren, wie keller oder stifter, die mehr als hundert jahre früher geschrieben haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen