26.01.2020

jonas lüscher: kraft

der rhetorikprofessor kraft steht vor dem ende seiner unglücklichen ehe. weder in seinem sonstigen leben noch finanziell sieht es gut aus. da kommt die einladung seines jugendfreundes istván zu einem vortragswettbewerb wie gerufen. das preisgeld von einer million dollar würde ihm endlich die scheidung von seiner frau heike ermöglichen. er macht sich auf nach kalifornien, noch ohne genaue vorstellung, wie er den vortrag inhaltlich gestalten will. das treffen mit istván lässt sich nicht einfach an, weckt viele erinnerungen an früher, aber die alte vertrautheit stellt sich nicht mehr ein. die tage bis zum wettbewerb ziehen sich hin, kraft schaut zurück auf sein leben in dem vieles nicht so gelaufen ist, wie er es sich vorgestellt hatte. humorvoll, witzig und etwas bösartig wird krafts leben in aktuellen sequenzen und rückblenden beschrieben. es entsteht ein exemplarisches bild eines missglückten lebensentwurfs eines mannes, von denen es in unserer gesellschaft viele gibt. sprachlich komplexe satzkonstruktionen, die sich teilweise über halbe buchseiten hinziehen, sind eine herausforderung, aber machen dank ihrer virtuosität richtig freude zum lesen.

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