01.10.2021

alem grabovac: das achte kind

alem wird in würzburg in eine gastarbeiterfamilie geboren. die mutter arbeitet ein volles pensum und weil sie den sohn ihrem mann – einem kleinkriminellen und gewalttätigen alkoholiker – nicht unbeaufsichtigt überlassen will, gibt sie ihn in eine pflegefamilie. der vater verschwindet endgültig und landet letztlich in jugoslawien im gefängnis. die mutter lernt den ebenso gewalttätigen dušan kennen, mit dem sie fortan zusammenlebt. so bleibt alem ganz bei seinen pflegeeltern, die ihn, neben ihren eigenen sieben kindern wie einen eigenen sohn grossziehen. als er älter wird, realisiert er, dass sein pflegevater ein geschichtsleugnender nazi ist; irgendwann kommt es zum bruch mit ihm. alem entdeckt das lesen und beginnt sich in seine eigene welt der bücher zurückzuziehen. viel später, als erwachsener, macht er sich auf die suche nach der geschichte seines leiblichen vaters und dessen familie.
ohne zorn und ohne wertung berichtet der autor in diesem buch über seine kindheit und jugend. in drei teilen widmet er sich dem leben seiner mutter, dem seines vaters und seinem eigenen in der pflegefamilie. geschickt gelingt es ihm so, die menschen und milieus zu kontrastieren und zu beschreiben wie seine jugend zwischen diesen beiden welten verläuft, die unterschiedlicher nicht sein könnten. der alltag der mutter, der von armut, gewalt und abhängigkeit dominiert wird und das leben der wohlhabenden pflegeeltern, die sich mit viel liebe und sorgfalt um alem kümmern, aber andere leichen im keller haben. früh schon beginnt er sich um seine mutter sorgen zu machen, trotz der vielen trennungen bleibt seine liebe zu ihr und seinen grosseltern unverändert stark. dieser versöhnliche bericht über eine schwierige jugend mit vielen schrecklichen momenten lässt einen staunen, was ein kind aushalten kann und macht irgendwie auch hoffnung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen