12.01.2022

tomasz jedrowski: im wasser sind wir schwerelos

ludwik und janusz begegnen sich bei einem ernteeinsatz. nach dessen ende verbringen sie eine traumhafte zeit an einem see in masuren, entdecken ihre liebe und werden eins. aber in polen um 1980 muss diese beziehung ein geheimnis bleiben und wird – zurück in warschau – auf harte proben gestellt. im umfeld von hannia und maksio, einem geschwisterpaar, dessen vater ein hoher funktionär ist, tut sich eine neue verlockende welt auf: vieles scheint möglich zu werden. aber ludwik will sich selbst treu bleiben und ein leben ohne kompromisse führen: er träumt davon das land zu verlassen. janusz kann sich ein leben irgendwo sonst nicht vorstellen und versucht sich mit dem herrschenden system zu arrangieren. so steht ludwik immer mehr vor dem entscheid, sich treu zu bleiben und seinen eigenen idealen zu folgen oder sie für seine liebe aufzugeben.
eine mehrschichtige handlung, die sich nicht nur um die liebe der beiden männer dreht, sondern ebenso das funktionieren des damaligen kommunistischen systems darstellt, das wenigen privilegien, vielen aber armut und abhängigkeit beschert. beeindruckend realistisch sind die schilderungen der momente von repression und einem system, in dem beziehungen zu einflussreichen leuten beinahe überlebenswichtig werden. sehr emotional, extrem berührend und nie kitschig schreibt der autor in einer wunderbaren, sehr subtilen sprache die geschichte, die sowohl dramatisch aber auch sehr philosophisch ist. der text findet im harten alltag und der brutalen realität immer wieder zurück zu der aufkeimenden liebe, den träumen und sehnsüchten der beiden. alle figuren – auch die in nebenrollen auftretenden – sind mit wenigen worten charakteristisch genau beschrieben. sie machen einen weiteren reichtum dieses buches aus. mich hat der roman auch so extrem berührt, weil er immer wieder ereignisse und gefühle aus meiner eigenen jugend an die oberfläche schwemmte. jedes kapitel habe ich zweimal gelesen um den genuss möglichst lange zu haben und den schluss weit hinauszuschieben.

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