kein schöner ort: eine grosse
fabrikzone, die luft ist belastet, im winter fällt industrieschnee.
hierher kommt die erzählerin nach einem hochschulstudium zurück zu
besuch in das dorf, in dem sie als kind gross geworden ist. sie
erinnert sich an das leben in dieser arbeiterwohnung. die mutter ist
früh verstorben, der vater ist einer, der nichts wegwerfen kann. nach einem schulabbruch holt sie erst viel später an einer abendschule das
gymnasium nach. sie trifft wieder auf ihre ehemaligen
mitschüler, die einen anderen gesellschaftlichen hintergrund haben,
deren bildungsweg deshalb wesentlich direkter verlaufen ist.
wie noch heute arbeiterkinder und
kinder aus migrationsfamilien trotz vielgepriesener chancengleichheit
es unheimlich viel schwerer haben, gerecht und richtig wahrgenommen
zu werden, dies ist da zentrale thema des buches. mit einer
feinfühligen, exakten beschreibung bringt die autorin uns das thema
nahe. vorurteile und soziales gefälle lösen früh eigene zweifel
aus und stören das selbstbewusstsein. exemplarisch wird aufgezeigt,
wie angst davor, sich in der welt ausserhalb der eigenen erfahrungen
nicht bewegen zu können, für betroffene zu einer grossen
anstrengung wird. damit liefert dieser vielschichtige roman das bild
einer realität, die immer wieder ignoriert wird.
31.01.2022
deniz ohde: streulicht
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