14.08.2022

elvira dones: kleiner sauberer krieg

während des jugoslawienkrieges greift die nato in den konflikt um den kosovo ein. auf pristina fallen bomben, serbische milizen machen jagd auf die albanischstämmige bevölkerung. rea, hana und nita, drei frauen unterschiedlichen alters und lebenshintergrunds sitzen in einer wohnung fest, ohne strom, ohne wasser, ohne telefon. sich auf die strasse zu begeben kann tödlich enden. trotzdem müssen sie immer wieder hinaus, um essen zu beschaffen oder zu telefonieren. nur vage und unsicher sind die informationen über ihre freundinnen und verwandten. parallel erfährt man beim lesen von deren schicksal in ihrem zuhause oder auf der flucht und ist so den drei frauen voraus im wissen um die wirklichkeit. nach über sechzig tagen ist dieser krieg zu ende, die drei haben überlebt, viele ihrer nächsten und freunde aber nicht.
ohne jede rücksicht und zurückhaltung wird hier das grauen eines brutalen kriegsgeschehens beschrieben. unerträglich viel blut fliesst, unvorstellbare gräueltaten, getrieben vom gedanken der ethnischen säuberung machen das einzelne leben wertlos, es gibt kein verlässliches recht mehr. als tröstlicher kontrast leuchten dazwischen momente der solidarität zwischen albanischen und serbischen frauen auf. der eindringliche, schonungslose und ungeschminkte bericht über diese dunklen tage in der geschichte des balkans, lässt sich nicht unberührt lesen. eines der beeindruckendsten und emotionalsten bücher, das ich in den letzten monaten gelesen habe.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen