28.08.2022

annina haab: bei den grossen vögeln

schon in jungen jahren ist ali eine frau, die ihren eigenen weg geht. früh verlässt sie gegen den willen ihrer eltern das heimatliche kleine dorf in den bergen um nach london zu gehen. später kommt sie zurück. das leben im dorf ist nichts mehr für die freiheitsliebende ali, sie sucht sich wohnung und arbeit in der stadt. nach einem langen und für jene zeit unkonventionellen leben zieht sie als grossmutter ins altersheim. sie redet nun oft vom sterben. ihre enkelin, die eine nahe und besondere beziehung zu ihr hat, besucht sie oft. es fällt ihr aber schwer sich mit dem bevorstehenden abschied auseinanderzusetzen. erfolglos fordert sie ali auf, ihre erlebnisse, ihre lebensgeschichte niederzuschreiben. nun tut es die junge frau stellvertretend für sie. als ali stirbt, ist die geschichte unvollständig.
in diesem wunderbaren «generationenbuch» bringt uns die autorin nicht nur die beziehung zwischen diesen zwei frauen unterschiedlichen alters nahe, sondern erzählt auch alis leben. die unvollständigen berichte der grossmutter werden mit fiktiven oder erahnten elementen ergänzt. so könnte es damals gewesen sein. die liebevolle erzählweise in einer reichen und subtilen sprache macht den roman zu einem emotionalen und tiefgehenden leseerlebnis.

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