hochbegabt
schliesst charlotte die schule mit bestnoten ab. sie ist die erste
aus ihrem abgelegen ort in den bergen, die ein stipendium für die
renommierte dupont-universität erhält. sie freut sich, an einem
solchen ort des wissens und der bildung zu studieren. bald nach ihrer
ankunft wird sie aber mit einer unerwarteten realität konfrontiert,
denn hier zählen geld, schöne kleider, partys, alkohol und sex.
zunächst hält sie sich -- geprägt von ihrer religiösen erziehung
-- fern von ausschweifenden gelagen, aber drei männer werben um sie.
zunächst entscheidet sie sich für den falschen. sie stürzt in eine
existenzielle krise und gefährdet damit auch ihr studium. erst nach
einer schweren zeit findet sie zurück ins leben und zum
wahrscheinlich richtigen mann. so wird sie wieder zur alten, starken
charlotte simmons.
charlottes
persönliche geschichte ist der rote faden, dem entlang viele
gesellschaftliche und soziale gegebenheiten der us-amerikanischen
gesellschaft zur sprache kommen. studierende mit unterschiedlichen
sozialen hintergründen treffen aufeinander, was schon gleich zu
beginn einiges an konflikten erahnen lässt. die kontraste zwischen
dem anspruch der bildungsinstitution und dem alltag könnten nicht
grösser sein. studiert und gelehrt wird nur nebenher. reich
illustriert werden die menschen und deren verhalten beschrieben. der
versuch, durch die oft derbe, ordinäre, manchmal ans pornografische
grenzende sprache den studentischen slang zu vermitteln, scheitert
ziemlich. wenig subtil wird das von neid, gewalt und exzessen
geprägte leben vermittelt. leider vermag der roman nicht immer die
spannung zu halten, einzelne kapitel verlangen sachkenntnisse (z.b.
über basketball) um sie zu verstehen. immer wieder vorkommende
wörtliche textwiederholungen irritieren. die sich über beinahe 800
seiten erstreckende geschichte dürfte durchaus etwas weniger lang
sein.
23.03.2023
tom wolfe: ich bin charlotte simmons
12.03.2023
charles lewinsky: der halbbart
zu beginn des 14. jahrhunderts ist das
leben in der innerschweizer talschaft geprägt von aberglaube und
teufelsgeschichten. in dieser gesellschaft lebt der sensible sebi als
jugendlicher, der ein inniges und enges verhältnis zu seinem
ältesten bruder hat. das geschehen um ihn herum verleitet ihn zu
vielen gedanken über das reden und handeln der menschen. sein
untrügliches gespür für gerechtigkeit lässt ihn ahnen, wie
manches nicht zusammenpasst. er freundet sich mit halbbart an, einem
fremden, von dem niemand wirklich weiss, wo er herstammt. sebi lernt
von ihm menschenkenntnis und moralische werte. da der grosse teil der
bevölkerung arm und abhängig vom kloster ist gibt es unruhe in der
gegend, das volk lehnt sich auf. immer wieder gibt es neid,
diebstahl, brandschatzung und mord, bis alles in eine historische
schlacht mündet.
der parabelhafte roman ist eine weise
und berührende geschichte, die viele gesellschaftskritischen
parallelen zur heutigen zeit hat. in einer wunderbaren, lebendigen
sprache erfahren wir vom schwierigen leben zu jener zeit.
eingestreute dialektausdrücke vermitteln der handlung farbe und
intensität. das ganz besondere ist die beschreibung der gedanken von
sebi, der manches beobachtet, zu verstehen versucht und sich einen
eigenen reim auf ereignisse macht. beim lesen dieses buches wünscht
man sich, es nähme nie ein ende.
01.03.2023
catalin dorian florescu: wunderzeit
sie stehen an der grenze und warten auf
die ausreise aus rumänien. der vater von alin kehrt mit seiner
familie dem land, in dem er keine perspektive sieht, den rücken.
hier beim warten erinnert sich alin an ihre erste reise ins ausland.
damals fuhr sein vater mit ihm bis nach amerika um für seine
krankheit eine bessere therapie zu finden. nach der operation kehrten
sie zurück, was niemand verstand, denn wer es einmal geschafft hatte
wegzugehen, kehrte nicht mehr zurück.
witzig und leicht sarkastisch wird
hier das komplizierte, schwierige leben im sozialistischen rumänien
unter ceausescu beschrieben. aus der optik eines kindes, das nicht
immer alles versteht, nicht alles einordnen kann, was erwachsene tun
und sagen, macht sich alin mit einer bemerkenswerten beobachtungsgabe
seinen eigenen reim auf die ereignisse. trotz aller leichtigkeit
tritt der ernst des lebens unter diesem regime zu tage und zeigt uns,
wie menschen untereinander solidarisch sein können.