10.10.2023

dmitrij kapitelman: das lächeln meines unsichtbaren vaters

spontan beschliessen vater und sohn eine gemeinsame reise nach israel. der vater ein nicht gläubiger – nach seinem weggang aus der ukraine nach deutschland – heimatloser jude, ist verheiratet mit einer nichtjüdin. deshalb stellt sich für ihren sohn dima, die frage nach seiner jüdischen identität. so reisen sie nun gemeinsam und treffen alte freunde von früher, die nach dem zerfall der sowjetunion nach israel ausgewandert sind. bald stellen sich jedoch sehr unterschiedliche bedürfnisse heraus. während des vaters ziel der besuch des grabes eines alten freundes ist, will der sohn auch das westjordanland besuchen. so macht er sich allein auf den weg dahin, lernt junge leute kennen, darunter dina, eine junge palästinenserin, in die er sich auch verliebt. das ganze wird nicht nur zu einem versuch, seinen vater besser kennenzulernen, sondern auch zu einer schwierigen identitätssuche für dima über sein verhältnis zum judentum und zu israel.
diese spannende auseinandersetzung mit seinem leben als junger mensch jüdischer herkunft, der weder religiös ist, noch sich mit seiner religion wirklich auseinandergesetzt hat, lässt einen kaum los beim lesen. vor dem gut beobachteten hintergrund des komplizierten dortigen alltags beschreibt der autor dazu das dilemma einer liebevollen, aber nicht ganz einfachen vater-sohn-beziehung. viele versöhnliche momente lassen auch ein wenig hoffung auf eine bessere zeit aufkommen. streckenweise sehr emotional, spannend und schön zu lesen. es ist ein wohltuend differenziertes buch, ja eine aktuelle israel-reiseliteratur.

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