24.11.2023

andreas neeser: wie wir gehen

am 83. geburtstags umarmt mona ihren vater johannes zum ersten mal. ihm, der unter schwierigen verhältnissen aufgewachsen ist, gelang es als jugendlicher seinen weg aus armen verhältnissen zu finden. dies hat ihn geprägt, er bleibt für seine tochter ein stiller und wenig nahbarer vater. mona steht mitten im leben, ist geschieden von ihrem mann pierre und hat eine tochter, die ihre eigenen wege zu gehen beginnt. sie erkennt, wie fremd ihr der vater eigentlich ist und versucht dem alten, kranken mann näher zu kommen. als uebersetzerin für arabisch begegnet sie dem syrischen asylbewerber salim, zu dem sie kontakt behält und dessen schicksal sie belastet, dessen verhalten sie jedoch nicht immer versteht.
in einer schönen, ruhigen sprache werden hier die sehr unterschiedlichen leben verschiedener menschen und deren nicht einfache beziehungen erzählt. neben dem eindrücklichen rückblick auf den werdegang des vaters bleiben die anderen personen etwas blass. jeder und jede hat ein anderes leben, hat andere gedanken und vorstellungen. ohne psychologisierung versteht der autor die probleme und schwierigkeiten darzustellen. der roman bleibt trotz der vielen handelnden und der zeitsprünge übersichtlich und ist berührend zu lesen.

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