hans-harald und ruth schönwald sind
seit vielen jahren verheiratet und haben drei erwachsene kinder.
chris, der aelteste, ist professor an einer amerikanischen
eliteuniversität, karolin eröffnet mit einer freundin eine
lesbisch-schwule buchhandlung, benni ist verheiratet und hat zwei
söhne – auf den ersten blick geordnete verhältnisse. während ihr
mann alles analysierend hinterfragt, ist ruth meisterin, probleme zu
ignorieren und auszusitzen. als die ganze familie an der eröffnung
des buchladens mit einer demonstration konfrontiert wird, beginnt die
vermeintliche harmonie zu bröckeln, plötzlich kommt allerlei an den
tag: chris hat seine stelle schon seit einiger zeit verloren, benni
hat emilia geheiratet, für die karolin gefühle gehabt hatte, ruth
hat jahrelang nebenher eine aussereheliche beziehung geführt und
harry hat nicht alle tennisstunden bei diesem sport verbracht. nur
drei tage später, an einem von benni für die ganze familie
geplanten grillfest, ist der sorgsam gepflegte scheinbare
familienfriede nicht mehr zu retten.
in einer reichen, zeitweise
provokativen sprache wird das bild einer deutschen nachkriegsfamilie
gezeichnet, die sich mit der unmittelbaren vergangenheit nicht
auseinandersetzt und wenig bis kaum über ihre aktuellen
schwierigkeiten spricht. zwar werden in dieser weitläufigen
geschichte viele problemfelder und ereignisse nicht zu einem
stimmigen ende geführt, trotzdem bleibt die spannung immer erhalten
und entwickelt einen starken sog. durch kapitel klar abgegrenzte
zeitliche rückblenden machen es einfach, der komplexen
handlungsstruktur zu folgen. emotionale momente und dramatische
situationen unterbrechen immer wieder die alltägliche
durchschnittlichkeit. moralisch, ohne moralisierend zu sein, und
dramatisch findet der roman einen eher unerwartet unaufgeregten, fast
ein wenig enttäuschenden schluss mit einem offenen ende.
15.02.2024
philipp oehmke: schönwald
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