unter vielen anderen italienern ist
auch carmelo zur arbeit in die schweiz ausgewandert. in süditalien
ist die arbeitslosigkeit in den 1960er-jahren hoch, während die
industrie in der schweiz dringend arbeitskräfte sucht. eine
beachtliche zahl von menschen vor allem aus italien findet hier
arbeit – lebt aber unter unmenschlichen bedingungen. das
saisonierstatut verbietet den familennachzug, oft leben die
zugewanderten in baracken oder anderen unzulänglichen unterkünften,
weil ihnen nichts anderes zur verfügung gestellt wird. viele von
ihnen verstecken ihre kinder, die sie illegal hierher mitgenommen
haben. gleichzeitig wird viel unmut in der bevölkerung geschürt. an
die spitze der «nationalen aktion für volk und heimat» setzt sich
james schwarzenbach mit seiner ueberfremdungsinitiative für die
reduktion der ausländischen wohnbevölkerung ein. die initiative
spaltet das volk, wird letztlich abgelehnt, aber hinterlässt spuren,
die bis heute spürbar sind.
in einem sehr persönlichen,
emotionalen und gleichzeitig sachlichen text zeichnet der autor nicht
nur die lebensgeschichte seiner eltern und ihrer leidensgenossen
nach, sondern analysiert auch die person und das wesen des james
schwarzenbach. er veranschaulicht auf sehr differenzierte art die
konflikte zwischen den interessen der wirtschaft und der
gesellschaftlichen wahrnehmung. ein stück unrühmlicher schweizer
geschichte, das mich sehr betroffen macht, tut sich auf und trotzdem
findet das buch einen versöhnlichen schluss.
08.02.2024
concetto vecchio: jagt sie weg!
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