08.02.2024

concetto vecchio: jagt sie weg!

unter vielen anderen italienern ist auch carmelo zur arbeit in die schweiz ausgewandert. in süditalien ist die arbeitslosigkeit in den 1960er-jahren hoch, während die industrie in der schweiz dringend arbeitskräfte sucht. eine beachtliche zahl von menschen vor allem aus italien findet hier arbeit – lebt aber unter unmenschlichen bedingungen. das saisonierstatut verbietet den familennachzug, oft leben die zugewanderten in baracken oder anderen unzulänglichen unterkünften, weil ihnen nichts anderes zur verfügung gestellt wird. viele von ihnen verstecken ihre kinder, die sie illegal hierher mitgenommen haben. gleichzeitig wird viel unmut in der bevölkerung geschürt. an die spitze der «nationalen aktion für volk und heimat» setzt sich james schwarzenbach mit seiner ueberfremdungsinitiative für die reduktion der ausländischen wohnbevölkerung ein. die initiative spaltet das volk, wird letztlich abgelehnt, aber hinterlässt spuren, die bis heute spürbar sind.
in einem sehr persönlichen, emotionalen und gleichzeitig sachlichen text zeichnet der autor nicht nur die lebensgeschichte seiner eltern und ihrer leidensgenossen nach, sondern analysiert auch die person und das wesen des james schwarzenbach. er veranschaulicht auf sehr differenzierte art die konflikte zwischen den interessen der wirtschaft und der gesellschaftlichen wahrnehmung. ein stück unrühmlicher schweizer geschichte, das mich sehr betroffen macht, tut sich auf und trotzdem findet das buch einen versöhnlichen schluss.

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