25.10.2025

éric chacour: was ich von dir weiss

kairo in den 1980er jahren: tarek hat wie sein vater medizin studiert. nach dessen tod ist er nicht nur der einzige mann neben vier frauen im haus, sondern übernimmt schon in jungen jahren die arztpraxis und heiratet mira, so wie es seine wohlhabende christliche familie geplant hat. einmal in der woche fährt er in ein armenviertel um dort menschen medizinische hilfe zu bringen. dort trifft er auf den 15 jahre jüngeren ali, der zuhause seine erkrankte mutter betreut. ali wird zu seinem assistenten und zwischen beiden wächst eine leidenschaftliche liebe. so unterschiedlich ihr sozialer status ist, so viel können sie einander geben. doch gerüchte machen bald die runde, immer weniger leute besuchen tareks praxis. als er von alis suizid erfährt, entscheidet er sich nach kanada auszuwandern und alles zurückzulassen. erst als seine mutter stirbt, kehrt er nach langem zum ersten mal nach kairo zurück. nach der trauerfeier versucht er erfolglos, der geschichte von alis tod nachzugehen und sein grab zu finden. zurück in montreal wird er mit einer unterwarteten wendung konfrontiert, die das buch zu einem offenen schluss führt, der verhalten eine perspektive anklingen lässt.
ein faszinierend schöner und weiser roman, der einen nicht nur mit seiner geschichte berührt, sondern auch durch eine reiche vielgestaltige sprache besticht. zunächst wird subtil aus einer du-perspektive erzählt, die sich in der zweiten hälfte umkehrt. nicht nur die schwierige situation der liebe zwischen zwei männern im damaligen aegypten, sondern auch die rolle der frauen und die sozialen verhältnisse finden einen ebenso wichtigen platz, was dem roman eine grosse vielschichtigkeit gibt, ohne ihn zu überladen. viele philosophische ueberlegungen bereichern die erzählung zusätzlich ohne der spannung abbruch zu tun. der extrem schöne, emotionale und eindringliche text lässt mich dieses buch ganz besonders ins herz schliessen und in erinnerung bewahren.

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