21.11.2025

edna o'brien: die kleinen roten stühle

in einem dorf an irlands küste taucht ein mann auf, der sich als dr. vladimir dragan, arzt und sexualtherapeut, vorstellt und eine praxis eröffnet. das gibt zu reden, gerüchte machen die runde, er findet aber auch leute, die seine dienste in anspruch nehmen. in wahrheit ist er aber ein gesuchter kriegsverbrecher aus dem jugoslawienkrieg. fidelma konsultiert ihn als heiler, lässt sich mit ihm ein und wird schwanger. während eines ueberfalls durch maskierte männer, die sie foltern, steigt ihre angst. sie verlässt ihren mann und geht nach london. mittellos wird sie dort von einer frau – einer zufallsbekanntschaft – aufgenommen. nur schlecht kann sie fuss fassen: enttäuschung und armut lassen sie letztlich wieder in ihre heimat zurückkehren.
nicht nur das untertauchen eines kriegsverbrechers, sondern auch das abtreibungsverbot in irland und der soziale abstieg eines menschen werden in diesem buch thematisiert, auch sprachlosigkeit und zweifel der hauptprotagonistin sind omnipräsent. die komplexe geschichte mit vielen nur angedeuteten facetten ist nicht einfach und ist spätestens bei der folterszene unerträglich zu lesen. der vielen angesprochenen themen wegen, entsteht zeitweise der eindruck eines überladenen textes. detailliert wird die figur des arztes beschrieben, während von den anderen personen nur eher vage bilder entstehen. viele kurze, einfache sätze haben einen etwas unharmonischen leserhythmus zur folge. der titel des buches bezieht sich auf eine installation in sarajevo zum gedenken der toten während der belagerung der stadt, lässt einen aber ohne weitere erklärung dazu zurück. insgesamt ein anspruchsvolles und herausforderndes werk.

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