31.10.2011

juri rytchëu: polarfeuer

die russische revolution erreicht den äussersten osten der sowjetunion und damit auch das volk der tschuktschen. sie haben unter den polaren lebensbedingungen der arktis über jahrhunderte eine kultur entwickelt, in der das ueberleben aller das wichtigste ziel ist. gemeinsames bewirtschaften der ressourcen, gemeinsame jagd und gerechtes teilen der beute sind selbstverständlich, also gar nicht so verschieden vom genossenschaftlichen gedankengut der neuen lehre. mit dem bau von schulen zur alfabetisierung beginnt sich aber für die tschuktschen ebenso etwas zu ändern, wie mit dem anspruch der neuen macht, den frauen die gleichen rechte zu geben.
im kleinen dorf enmyn lebt ein weisser seit jahren mit den ureinwohnern und hat deren bräuche, sprache und gewohnheiten vollständig übernommen, ist einer von ihnen geworden. für die aus petersburg kommenden bolschewiken ist die lebens- und handlungsweise dieses kanadiers schwer zu verstehen und einzuschätzen. so sind nicht nur er und seine familie gefährdet, es bringt auch die dorfbewohner in schwierige situationen und loyalitätskonflikte. in der zeit um 1920 werden die traditionellen werte von aussen in frage gestellt.
wir lernen die leute im dorf kennen. durch ihr verhalten und handeln erfahren wir viel über eine ferne landschaft und eine kultur, die heute vom untergang bedroht ist. bis zur letzten seite hält die spannung an und wir frieren, leiden, trauern und freuen uns mit ihnen.
in einer schönen und klaren sprache vermitteln der autor und die uebersetzerin diese welt, die fernab von allem ist, was uns täglich beschäftigt und trotzdem so viele werte des zusammenlebens vermittelt, die auch in unserer gesellschaft ihre gültigkeit haben und hatten.

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