03.02.2013

sofi oksanen: stalins kühe

anna, die tochter einer estnischen mutter und eines finnischen vaters lebt mehr oder weniger allein mit ihrer mutter irgendwo in einer kleinstadt in finnland. ihr vater arbeitet in moskau und kommt nur selten nach hause. mit ihrer mutter reist sie immer wieder zu ihren verwandten nach estland, wo sie ihre grossmutter trifft und mit kindheitserinnerungen, der geschichte ihrer familie und derer estlands konfrontiert wird. von diesen reisen darf ihr umfeld aber nichts wissen: ihre mutter verleugnet ihre herkunft, weil estinnen in finnland einen schlechten ruf haben. in diesem spannungsfeld entwickelt anna eine schwere essstörung, die sie vor allen verbirgt.
meisterhaft verflochten kommen die verschiedenen geschichten und ereignisse daher. mit beinahe unerträglicher genauigkeit beschreibt sofi oksanen die umstände und erscheinungen der krankheit. massloses essen einkaufen, fressorgien, würgen und erbrechen folgen einander immer wieder. all den gedanken und ueberlegungen ums essen, die die an essstörungen leidenden umtreiben, kann man als leser nicht ausweichen. um sich im alltag unauffällig zu verhalten und selbst vor nächsten freunden und angehörigen die krankheit zu verbergen, muss sich anna immer wieder neue strategien einfallen lassen. aber nicht nur die leiden, sondern auch die sehnsüchte und träume annas begegnen uns. und nichts wünscht man sich sehnlicher, als dass anna am schluss gesund und glücklich wird.
ein spannendes, einzigartiges und brillant geschriebenes buch zu einem thema, zu dem es bisher kaum literatur geben dürfte.

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