04.03.2013

alina bronsky: scherbenpark

der solitär ist ein heruntergekommenes hochhaus irgendwo am rand einer stadt in deutschland, in dem ausschliesslich eingewanderte russinnen und russen wohnen. ein den meisten von uns unbekanntes milieu, eine weitgehend chancenlose parallelgesellschaft. die 17-jährige sascha lebt mit ihren zwei jüngeren halbgeschwistern hier und besucht als hochbegabte ein gymnasium, wo sie die einzige schülerin mit migrationshintergrund ist. zudem hat ihre familie eine gewisse bekanntheit erlangt, weil der stiefvater die mutter und deren freund ermordet hat. auf der suche nach der journalistin, die darüber geschrieben hatte, trifft sascha auf volker, den redaktionsverantwortlichen und dessen sohn, was nicht ohne komplikationen verläuft.
in einer berührend direkten sprache erfahren wir vom leben dieser jungen frau, die ganz grundsätzlich keine angst hat und dank ihrer beobachtungsgabe, voraussicht und intelligenz in diesem schwierigen umfeld ihren weg macht und der integration in die gesellschaft ihrer neuen heimat immer näher kommt. die sich selbst auferlegte pflicht der verantwortung für ihre geschwister steht über allem und lässt sie immer wieder in den solitär zurückkehren.
langsam erfahren wir in rückblenden, wie sich der doppelmord damals vor den augen der kinder abgespielt hat. spannend, manchmal beinahe unwirklich oder zumindest unvorstellbar, lesen wir über saschas leben zwischen erfolgen und rückschlägen. trotz vielen extremen situationen bleibt die handlung realistisch und nachvollziehbar. die subtilen beschreibungen von gefühlen und empfindungen lassen einen dieser realität nicht ausweichen. die rasante geschichte geht nahe und lässt einen das buch kaum weglegen, bevor es zu ende gelesen ist.

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