25.12.2013

nadine gordimer: keine zeit wie diese

steve, der weisse professor, und jabu, die schwarze anwältin, stehen für das neue südafrika. kennengelernt hatten sie sich als revolutionäre im kampf gegen die apartheid und ihre liebe begann, als dies für sie noch verboten war. inzwischen führen sie ein bürgerliches leben in einer vorstadt mit eigenem haus und zwei kindern. mit den in ihrer umgebung lebenden früheren kampfgenossinnen und -genossen, die mittlerweile alle auch zum gut verdienenden mittelstand gehören, finden sie sich in einer oase von ruhe und relativem frieden. doch realisieren sie die veränderungen, die die neue präsidentschaft unter jacob zuma mit sich bringt und sehen längerfristig keine perspektive mehr für sich in diesem land.
einzigartig versteht es nadine gordimer am puls der zeit zu bleiben. mit diesem roman vermittelt sie einen blick in das heutige südafrika, zwanzig jahre nach der abschaffung der apartheid, auf die eine andere art der ausgrenzung grosser teile des volkes folgte. reichtum und armut haben folgen auf das zusammenleben und die zuwanderung von flüchtlingen aus simbabwe gefährdet den ohnehin schon brüchigen sozialen frieden. differenziert lässt sie ihre protagonisten über die unterschiedliche sichtweise auf die aktuellen probleme diskutieren. ohne urteile zu fällen gelingt es ihr, das komplexe sozialgefüge dieses volkes, das noch immer unter den folgen des apartheidregimes leidet, zu beschreiben und verstehen zu lernen.
verschiedene handlungsebenen und schauplätze sind sehr dicht verknüpft und komplex beschrieben, so dass das lesen grosse aufmerksamkeit erfordert. es ist ein gewaltiger roman, kein buch der leichten unterhaltung.

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