31.10.2015

charles lewinsky: kastelau

im winter 1944, wenige monate vor kriegsende, versucht jeder, der kann berlin zu verlassen und den bombardierungen zu entkommen. die dreharbeiten für einen ufa-film lassen sich auch in die bayrischen alpen verlagern, wo das leben noch einigermassen sicher ist. kastelau ist der ort, wohin die filmcrew flieht und monatelang filmaufnahmen spielt. filmmaterial ist schon lange keines mehr in der kamera, aber die fortlaufende arbeit ist die einzige gewähr, nicht zurück nach berlin zu müssen. die bevölkerung des dorfes steht den ankommenden zunächst kritisch gegenüber, aber in den letzten kriegstagen, wo nichts mehr wirklich gültigkeit hat, wo auf nichts mehr wirklich verlass ist, haben alle das gleiche ziel.

diese geschichte über schein und wirklichkeit, wahrheit und lügen, opportunismus und aufrichtigkeit ist aus vier perspektiven erzählt. die notizen des forschers, der jahre später der sache nachgeht, die interviews mit einer ueberlebenden, ein fragebogen mit den dazu gehörenden schriftlichen antworten des sohnes des damaligen bürgermeisters und die tagebucheinträge des drehbuchautors parallel einander gegenüber gestellt, zeigen deutlich, wie oft es nicht nur eine wahrnehmung, nur eine wahrheit gibt.

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