26.01.2017

anne cuneo: zaïda

zaïda wird als tochter reicher eltern in südengland geboren. ihre erziehung ist geprägt von konventionen, strenge und dem bestreben ihrer mutter, sie standesgemäss zu verheiraten. zaïda entscheidet sich früh, ein anderes leben zu führen und setzt sich über alle regeln weg. emanzipiert beginnt sie bereits im 19. jahrhundert ein medizinstudium, zu einer zeit, in der frauen nur an wenigen universitäten zugelassen werden. beinahe hundertjährig blickt sie zurück auf ihr bewegtes leben. dreimal ist sie witwe geworden und hat zwei weltkriege erlebt, in denen sie zwei ihrer drei söhne verloren hat.
in diesem ergreifenden und berührenden roman, lernen wir eine leidenschaftliche und sozial denkende frau kennen, die ihren reichtum immer wieder zugunsten sozial schwacher und armer mitmenschen einsetzt. ihre beinahe unerschöpfliche energie, ihre robuste gesundheit und ihre pragmatik, lässt sie bis ins hohe alter aktiv am leben teilnehmen ohne dabei abzustumpfen oder emotionslos zu werden.
ein buch, das nicht nur mut macht unruhigen zeiten entgegen zu sehen, sondern auch die angst vor dem alter etwas verlieren lässt.

22.01.2017

helen liebendörfer: des kaisers neue socken

basel im 15. jahrhundert, das konzil tagt über jahre, kommt in seinen entscheidungen nicht voran und seine legitimation wird immer wieder in frage gestellt. der bürgermeister und der rat machen sich sorgen, immer wieder werden diplomatische interventionen bei kaiser, papst und anderen herrschern und würdenträgern nötig. immer wieder wird henman offenburg, die zentrale figur in diesem roman damit beauftragt. oft ist er auf reisen, muss seine familie im schutz seines stiefvaters zurücklassen. seine frau anna ist mit all dem nicht immer einverstanden, weiss aber, ihre rolle als frau, ehefrau und mutter lässt nichts anderes zu.
das leben in dieser zeit war alles andere als ungefährlich und einfach. das haus offenburg mit seinen dienstboten steht im zentrum der geschichte, die die herrschaftsverhältnisse und abhängigkeiten eindrücklich darstellen. es gelingt der autorin ein spannendes bild der lebensumstände in jener zeit zu zeichnen, die bestimmt waren von der absoluten macht der kirche, von hexenglauben und zauber, angst vor krankheiten, feuersbrünsten, naturkatastrophen und pestepidemien.
geschichtsvermittlung fernab von trockener materie! es ist ein genuss, diesen bericht von der ersten bis zur letzten seite zu lesen und damit ein stück geschichte unserer vorfahren auf diese art und weise erkunden zu können.

16.01.2017

kristín marja baldursdóttir: die eismalerin

anfangs des 20. jahrhunderts ist es in island nicht üblich, dass alle kinder zur schule gehen. die witwe steinnun zieht von ihrem abgelegenen wohnort in eine kleine stadt, um ihren sechs kindern den schulbesuch zu ermöglichen. karitas, eine ihrer töchter ist künstlerisch begabt und beginnt schon früh zu zeichnen und malen. wenig geld und ein hartes leben dominieren ihre jugend, alle müssen zum einkommen beitragen.
als junge frau lernt karitas den gutaussehenden sigmar kennen und eine schwierige liebesgeschichte beginnt. karitas steht als junge mutter zwischen familienpflicht und der malerei.
es ist eine geschichte, die viel über das leben und die geschlechterrollen in island vor 100 jahren, über frauenemanzipation und solidarität der menschen untereinander berichtet.

08.01.2017

robert seethaler: jetzt wirds ernst

er, der sohn eines coiffeurs, geht in einer provinzstadt in die schule. seine perspektive ist später das geschäft seines vaters zu übernehmen und er beginnt auch tatsächlich seine coiffeur-lehre. aber spätestens, als er wegen eines mädchens sich auf das mitspielen im schultheater einlässt, weiss er, wohin es ihn zieht. auf der einzigen kleinen bühne dieser stadt spricht er vor und hier beginnt er seinen traum zu verwirklichen. nicht alles geht reibungslos: versagensängste, selbstzweifel und unerfüllte liebe begleiten ihn durch seine jugendjahre. seine erste grosse liebe wird nicht erwidert, das mädchen wendet sich ausgerechnet max zu, seinem einzigen jugendfreund. und die frau, mit der er seine erste erfahrung macht, lässt ihn nach einer nacht alleine zurück. zum schluss macht er sich auf die suche nach ihr.
die geschichte dieses jugendlichen kommt etwas plakativ daher. die teilweise etwas derbe sprache und die oft etwas konstruierten figuren und handlungen liessen mich nicht wirklich in die geschichte eintauchen.