14.02.2018

monika held: der schrecken verliert sich vor ort

als lena heiner kennenlernt, weiss sie gleich, dass dies der mann ist, mit dem sie ihr weiteres leben verbringen will. aber heiner zögert, ist nicht sicher, ob er sich auf eine beziehung einlassen kann. er ist ein auschwitz-ueberlebender, seine geschichte und seine erlebnisse lassen ihn nicht mehr los. trotz aller schwierigkeiten, wagen es die beiden und schaffen es, eine tragfähige beziehung zu gestalten. immer wieder holt heiner seine lebensgeschichte ein, schon nur einzelne zufällige worte erinnern ihn an ereignisse während seiner gefangenschaft. viel und oft muss er darüber reden. später machen sie sich auf nach polen um die gedenkstätte in auschwitz zu besuchen und um unterwegs ehemalige mithäftlinge heiners zu treffen. deren besondere beziehung zueinander lässt lena beinahe eifersüchtig werden. sie realisiert, dass diese andere erfahrung eine ihr fremde welt ist, die ihr trotz all ihres wissens und ihres verständnisses fremd bleibt. heiner muss sich fragen, ob seine erlebnisse sich überhaupt vermitteln lassen.
trotz einer gewissen distanz gelang es der autorin ein sehr eindringliches buch zu schreiben. beim lesen der ungeschönten schilderung dieser unvorstellbaren grausamkeiten gab es momente, in denen ich beim weiterlesen stockte und das buch weglegen musste. immer wieder stellte sich die frage, wie menschen so handeln und wie menschen das aushalten konnten. heiner wollte unbedingt überleben, um später zeugnis ablegen zu können, wenn die täter zur rechenschaft gezogen werden. sein eigenes ueberleben hat jedoch bei ihm auch schuldgefühle ausgelöst, weil er irgendwie auf kosten der toten überlebt hat. dies alles macht diese geschichte zu einem ganz besonderen denkanstoss.

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