14.12.2018

lojze kovačič: die zugereisten

band I 1938 - 1941
kaum zehn jahre alt muss der erzähler abschied von seiner geburtsstadt basel nehmen. seine familie wird nach slowenien, der heimat des vaters, ausgewiesen. das bisherige wohlbehütete leben des jungen ist zu ende. armut, heimatlosigkeit, fremde sprache und pubertät bringen jeden tag neue herausforderungen. zunächst schlecht gelitten bei einem onkel untergekommen, zieht die familie danach mehrmals um und wohnt schliesslich – als deutsche und italienische truppen in slowenien einmarschieren – in ljubljana.
band II 1941 – 1945
die kriegsjahre sind geprägt von hunger und armut. die familie hält zusammen, aber der vater leidet immer mehr unter seiner krankheit. neben der schule wird es immer mehr lojzes aufgabe, irgendwie geld oder essen für die familie zu beschaffen. er nimmt jede erdenkliche arbeit an und von einer gütigen nonne erhält er regelmässig übriggebliebenes essen aus einem kloster. vergeblich bleibt der versuch der familie nach deutschland, der heimat der mutter, auszuwandern. als der vater stirbt, beginnt auch die mutter immer schwächer zu werden. die hoffnung auf das ende des krieges wird genährt vom abzug der italienischen truppen und dem vorrücken der russen und der alliierten nach europa.
band III 1945 – 1948
bald nach ende des krieges übernehmen die kommunisten die macht. deren brigaden, milizen, komitees beginnen das tägliche leben zu bestimmen. eines nachts werden lojzes familienangehörige als deutsche nach oesterreich deportiert, er selbst bleibt zurück, kämpft und hungert sich durch die ersten nachkriegsjahre. kritisch der politischen entwicklung gegenüber und mit seiner persönlichen vergangenheit wird er gesellschaftlich immer wieder ausgegrenzt und verliert seinen platz am gymnasium kurz vor seinem abschluss. sein talent texte zu schreiben, liesse ihn als junger mann durchaus ein regelmässiges einkommen erzielen, aber er bleibt seiner unabhängigen und kritischen betrachtung der politischen entwicklungen treu, was ihm immer wieder zum nachteil gereicht. arbeits- und obdachlos ist er auf die hilfe einiger freunde angewiesen, bis er in die armee eingezogen wird.

wortgewaltig und detailgenau beschreibt der autor in seinen autobiografischen aufzeichnungen das plötzliche ende einer einfachen und unbeschwerten kindheit. die situation, in der das ueberleben während jahren alles andere in den hintergrund drängt, in der hunger zum stehlen zwingt und ausserordentlich prekäre wohn- und gesundheitssituationen die norm sind, schildert er ohne scheu und zurückhaltung und schafft ein eindrückliches zeitdokument. differenziert, sachlich – ja beinahe emotionsfrei – aufgezeichnet, lässt sich der text nicht immer ganz leicht lesen. auch beginnt man zu ahnen, wie schon damals die grundlage zum späteren krieg beim auseinanderbrechen jugoslawiens gelegt worden ist. diese autobiografie ist ein ganz besonderes geschichtsbuch.

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